Flatliners – Blu-ray Kritik: Mehr als ein Aufguß?

Ellen Page in Flatliners
Ellen Page in Flatliners © 2017 Columbia Pictures Industries, Inc. and Cross Creek Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Die Kritik:

Flatliners Blu-ray Cover
Flatliners Blu-ray Cover © 2017 Columbia Pictures Industries, Inc. and Cross Creek Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Ab dem 30.03.2018 bringt Sony ein Remake des gefeierten Kulthits „Flatliners“ von 1990 ins deutsche Heimkino. Die Neuinszenierung von „Millenium“ Regisseur Niels Arden Oplev, mit Ellen Page, Diego Luna und Nina Dobrev in den Hauptrollen, widmet sich, frei nach dem Original, einer Gruppe versnobter Medizinstudenten, die aus purer Erfolgsgier und Langeweile mit ihrem eigenen Tod herumexperimentieren und sich dabei in ungeahnte Gefahr bringen. Als Tribute ist Kiefer Sutherland, der 1990 eine Hauptrolle inne hatte, in einer Nebenrolle untergebracht.

Seit einem schweren Autounfall, bei dem Courtney (Ellen Page) ihre Schwester verloren hat und für wenige Augenblicke klinisch tot war, hat sie eine morbide Faszination für Nahtoderfahrungen und ein Leben nach dem Tod entwickelt. Aus diesem Grund hat sie sich entschlossen in einem Medizinstudium diesem Phänomen in privaten Forschungen auf den Grund zu gehen um damit nicht nur ihre Wissbegier zu befriedigen, sondern eventuelle bahnbrechende Entdeckungen auf diesem Gebiet zu machen und so eine steile Karriere hinzulegen. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen Marlo (Nina Dobrev), Jamie (James Norton) und Sophia (Kiersey Clemons) bereitet sie spät in der Nacht ein Experiment vor, bei dem sie sich für wenige Minuten kontrolliert „töten“ lässt, um nach dem Herzstillstand eventuelle Hirnströme aufzuzeichnen und so dem Geheimnis um ein Leben nach dem Tod ein ganzes Stück näher zu kommen. Beim Reanimationsversuch kommt es jedoch zu Komplikationen und Ray (Diego Luna), ein weiterer Medizinstudent aus ihrem Kurs greift ein und rettet Courtney das Leben. Begeistert vom ersten Ergebnis und durch den Kick berauscht wagt einer nach dem anderen den Grenzgang. Was sie nicht wissen ist, dass jedes Spiel mit dem Tod ungeahnte Konsequenzen mit sich zieht.

Diego Luna, Nina Dobrev und Ellen Page in Flatliners
Diego Luna, Nina Dobrev und Ellen Page in Flatliners © 2017 Columbia Pictures Industries, Inc. and Cross Creek Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Remakes haben es bekanntermaßen schwer beim Publikum Anklang zu finden, wenn die Vorlage schon erfolgreich genug war und „Flatliners“ bildet dabei keine Ausnahme. Die Grundidee wurde beibehalten, der Fokus allerdings ist aber merklich auf bedeutungslosere Themen gerichtet. Wo Kiefer Sutherland, Kevin Bacon und Julia Roberts mit viel Liebe zum Detail und interessanten Charakterentwicklungen punkten konnte, plätschert das Remake irgendwo zwischen einem weiteren übernatürlichen Teenhorror und dem Versuch einen Klassiker in die Neuzeit zu transportieren vor sich hin. Gerade letzteres sorgt für eine etwas zu lang geratene Einleitung, die man locker um mindestens 20 Minuten hätte kürzen können. So braucht es mehr als die Hälfte der 110 Minuten Gesamtlaufzeit, bis die sich immer wiederholende Prozedur der Selbsttötung und Wiederbelebung mit anschließendem Exzess endlich in Richtung Thriller mit paranormalem Touch marschiert. Die Versuche, die Beweggründe und Entwicklung der einzelnen Personen und ihrer Dämonen nachvollziehbar zu veranschaulichen schlagen oft fehl und verleihen dem Ganzen einen faden Beigeschmack.

Diego Luna, Ellen Page, Nina Dobrev und Kiersey Clemons in Flatliners
Diego Luna, Ellen Page, Nina Dobrev und Kiersey Clemons in Flatliners © 2017 Columbia Pictures Industries, Inc. and Cross Creek Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Die durch „Hard Candy“ bekannt gewordene Ellen Page und „Vampire Diaries“ Star Nina Dobrev wirken entgegen ihrer bisherigen Rollen etwas blass und farblos wohingegen beispielweise Diego Luna („Narcos“) durch seine bodenständige und warmherzige Art eine positive Abwechslung bietet. Recht erheiternd ist die Unterbringung Kiefer Sutherlands als Dr. Barry Wolfston, gerade weil er in Joel Schumachers Version die Rolle eines Medizinstudenten bekleidet hat, der sich selbst probehalber für die Wissenschaft das Licht auspusten ließ. Bei er Inszenierung der eigentlichen Flatlines scheiden sich dann die Geister: Einerseits bestechen einige Aufnahmen durch starke visuelle Effekte, andererseits wollen diese einfach nicht zu dem passen was sie aussagen wollen und verlieren sich schnell in einer Art schlechtem Drogentrip ohne reellen Gruselfaktor. Darin besteht ein weiterer interessanter Unterschied: Während seinerzeit Joel Schumachers Adaption unter Sci-Fi Horror mit einem R Rated versehen wurde, bekam das Remake in den USA unter der Sparte Sci-Fi Thriller ein Mainstreamfähiges 12er Siegel, hierzulande ein FSK 16. Diese entstand sicher auch nur aufgrund des recht hohen Anteils sexueller Anspielungen und freizügigerer Darstellungen, denn an Suspense und Gewalt wurde an allen Enden gespart. Vielleicht ein bisschen zu viel.

Bild:

James Norton in Flatliners
James Norton in Flatliners © 2017 Columbia Pictures Industries, Inc. and Cross Creek Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Visuell stark und vielseitig besticht hingegen das Bild im vorliegenden 1080p und macht zumindest dem Genre „Sci-Fi“ alle Ehre. Die Flatlines werden oft durch grelle Farbgebung hervorgehoben und bieten einen schönen Kontrast zu dunklen und vernebelten Umgebungen. An manchen Stellen sind leichte Körnungen zu erkennen, die aber im Gesamtbild keine wirklichen Störungen darstellen.

Ton:

Der Ton, der in vier Sprachen in DTS-HD 5.1 wählbar ist, bietet klar verständliche Dialoge, kein Rauschen und kommt fast ohne große Lautstärkenunterschiede aus.

Extras:

Als Extras gibt es entfallene und erweiterte Szenen, die für die Finalfassung der Schere zum Opfer fielen, „Die Rückkehr eines Kultklassikers“ greift Bezüge zur Vorlage auf, und zwei weitere Features unter den Titeln „Genau das Richtige“ und „Die ultimative Frage“ befassen sich mit den unterschiedlichen Beweggründen des Regisseurs für ein Remake und der Frage an den Cast, wie sie zu ihren Rollen und dem Thema des Films selbst stehen.

Blu-ray Wertung
  • 4.5/10
    Film - 4.5/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 8/10
    Extras - 8.0/10
5.5/10

Kurzfassung

Fader Versuch die Ursprungsgeschichte in die Neuzeit zu transportieren.

Fazit:

Zusammengefasst ist das Remake „Flatliners“ in Relation zu seiner gleichnamigen Vorlage eine grundverschiedene Betrachtungsweise ein und derselben Geschichte. Setzte Schumacher damals auf Horror und Spannung verliert sich Oplevs Variante in einer Art Sci-Fi Drama/Thriller ohne dabei neue Schauwerte vorweisen zu können und sich viel zu sehr auf den dekadenten Lifestyle versnobter Studenten fokussiert. Wer das Original nicht kennt, wird sicher mit einem auf seine Weise interessanten Stoff belohnt und gut unterhalten werden. Wer aber das atmosphärisch dichte Feeling und die beklemmende Atmosphäre des Klassikers erwartet, wartet vergeblich und sollte lieber einen Bogen darum machen.


von Christoph Berger

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