El Chapo: Blu-ray Kritik zur ersten Staffel über den mexikanischen Drogenboss

El Chapo im unterirdischen Tunnel
El Chapo im unterirdischen Tunnel @ 2018 polyband Medien GmbH

Die Kritik:

El Chapo – Staffel 1 Bluray Cover
El Chapo – Staffel 1: Blu-ray Cover @ 2018 polyband Medien GmbH

El Chapo“ ist eine Netflix-Serie, deren erste Staffel seit dem 22.02.2019 auf Blu-ray erhältlich ist. Auf den Spuren von „Narcos“ und von einigen Kritikern ziemlich zerrissen, wollen wir nun einen Blick auf die ersten neun Folgen werfen.

Mittlerweile ist bereits die dritte Staffel im Kasten, was zumindest für den wirtschaftlichen Erfolg der mexikanische Produktion spricht. Apropos Geld: Der echte Joaquín Guzmán alias El Chapo baute im Laufe seiner Karriere ein Vermögen von geschätzten 14 Millionen Dollar auf. Dabei galt der Drogenboss gar nicht mal als sparsam, sondern genoss sein Leben in Freiheit sehr. So sehen wir den jungen El Chapo (Marco de la O) in der Serie zunächst als Drogenunterhändler – egoistisch, ehrgeizig und arrogant war er damals schon. Dabei fällt positiv auf, dass der Charakter nicht zwanghaft auf Sympathie getrimmt wurde. Er ist auch kein typischer Anti-Held (wie viele seiner kriminellen Serien-Kollegen aus Breaking Bad und Co.) und trotzdem funktioniert er als Hauptfigur recht gut. Auch, weil seine Gegenspieler noch skrupelloser und korrupter agieren, fiebert man im Laufe der Serie doch mit dem mexikanischen Drogenboss mit.

El Chapo – Ein Gespräch unter Drogenhändlern
Ein Gespräch unter Drogenhändlern @ 2018 polyband Medien GmbH

Der Anfang der ersten Staffel wird durch viele Vor- und Rückblenden bzw. Ortswechsel bestimmt. Um Authentizität bemüht, werden reale Bilder oder TV-Ausschnitte gezeigt. Ein Zug, der aber nicht durchgängig verfolgt wird und deshalb eher als störend einzuordnen ist. Entsprechendes in den Extras (die gänzlich fehlen) hätte vermutlich mehr Sinn gemacht. Flashbacks an Anfang jeder neuen Folge gibt es leider auch nicht. Diese Notwendigkeit sieht jeder anders, hier wäre es aber wünschenswert gewesen. Glücklicherweise verlangt die Serie nicht, dass man sich alle Personen und Orte im Detail merken muss. Die wirklich wichtigen Charaktere sind schnell herauskristallisiert und umfassen eigentlich hauptsächlich die verschiedenen Drogenbosse. Polizei und DEA bleiben extrem blass.

El Chapo wird verhaftet
El Chapo wird verhaftet @ 2018 polyband Medien GmbH

Die reale und umfangreiche Geschichte um El Chapo kann natürlich auch im Serienformat nie komplett wiedergegeben werden. Dennoch irritieren die Schwankungen in der Erzählgeschwindigkeit. Mal gibt es extrem lange Handlungsstränge, andere rasen wie im Schnelldurchlauf vorbei. Um das detaillierte Drogengeschäft (Beschaffung, Verkauf und Konsum) geht es dabei selten. Die Bandenkriege der Drogenbarone beherrschen ab der dritten Folge das Geschehen. Diese 49 Minuten verblüffen durch ihre Kompromisslosigkeit während sich die Ereignisse überschlagen. So packend hätte man die Serie gar nicht mal erwartet und da kommt es nicht von ungefähr, dass dies die am besten bewertete Folge der ersten Staffel laut imdb.com ist.

Dass die Serie El Chapo diesen Weg nicht fortsetzt, mag viele verärgern. Doch auch das folgende Drama um Verrat, Flucht und Korruption gefällt noch gut. Die letzte Episode kommt dann erstaunlich ruhig daher. Neben Trostlosigkeit, Hoffnung und viel Melancholie setzt die erste Staffel damit eine schöne und mutige Schlusspointe.

Bild:

Dieses kommt im fernsehfreundlichen Format daher – die Qualität gefällt ebenso sehr. Untertitelte Erläuterungen zu Handlungsorten und Personen sind zwar gut, werden jedoch extrem kurz eingeblendet.

Ton:

Auch am Ton gibt es kaum etwas auszusetzen. Die vereinzelt auftretenden Actionszenen ordnen sich dem Krimi-Drama unter.

Extras:

Bonusmaterial gibt es auf den beiden Blu-ray-Discs nicht.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
7.5/10

Kurzfassung

El Chapo wird als ehrgeiziges Steh-auf-Männchen gezeigt, dem natürlich nicht alles gelingt. Genau diese Unvollständigkeit des Drogenbarons macht die Serie unberechenbar und sehenswert.

Fazit:

Zu Beginn der Serie fühlt man sich aufgrund einiger Vor- und Rückblenden sowie Ortswechsel etwas verloren. Hier kann schon einmal der Überblick verloren gehen. Solche erzählerischen Schwächen werden im Laufe der Serie jedoch weniger. Sieht man von der einseitigen Darstellung einmal ab, entsteht aus der ersten Staffel ein guter Mix aus Drogenkrimi und -drama mit ordentlichem Hauptdarsteller im Serienformat.


von Nicolas Wenger

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