Downsizing – Blu-ray Kritik: Sci-Fi-Satire mit liegen gelassenem Potential

Downsizing: Paul Safranek (Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) sind fasziniert vom Fortschritt
Downsizing: Paul Safranek (Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) sind fasziniert vom Fortschritt © Paramount Pictures.

Die Kritik:

Downsizing Bluray Cover
Downsizing Bluray Cover © Paramount Pictures.

Mit Downsizing hat Alexander Payne die erste wirklich richtige Enttäuschung seiner Karriere hingelegt. Während About Schmidt und Sideways im letzten Jahrzehnt auf einem sehr guten Niveau waren, kamen in diesem Jahrzehnt mit The Descendants und Nebraska zwei absolute Geniestreiche des Regisseurs in die Kinos, welche einige Oscarnominierungen erhalten haben. Downsizing war ein sehr ambitioniertes Werk, dessen Drehbuch schon vor ca. 10 Jahren verfasst wurde von Jim Taylor und Alexander Payne persönlich. Der Film wollte jedoch zuviel und krankt an seinem Vorhaben zu viel in eine Geschichte reinzupacken, die sehr zäh und fast schon öde auserzählt wurde. Mit 135 Minuten ist der Film dazu noch viel zu lang geraten. Trotz seines namhaften Casts mit Matt Damon, Christoph Waltz und Kristen Wiig und zahlreichen Gastauftritten großer Stars wie Jason Sudeikis, Laura Dern oder Neil Patrick Harris, ist aus schauspielerischer Sicht Hong Chau der Star des Films. Doch leider kann der Film in seiner Gesamtheit nicht überzeugen. Das liegt gar nicht so sehr an einzelnen Aspekten des Films. Denn schauspielerisch, optisch was die visuellen Effekte und vor allem das Production Design angeht und rein thematisch ist das alles weit über dem Durchschnitt. Dennoch will der Funke nicht überspringen. Der Film ist vor allem für einen Regisseur wie Alexander Payne sehr humorlos über weite Strecken und erzählerisch zu verkrampft, so dass man sich teilweise besonders im Mittelteil langweilt. Der Film ist alles andere als stringent erzählt. Natürlich muss ein komplexer Film nicht geradlinig erzählt sein, doch hier wurde übermotiviert zu Werke gegangen. So wurde versucht die Grundgeschichte mit vielen verschiedenen globalen Problematiken zu verknüpfen, ohne aber wirklich auf den Punkt zu kommen und dabei eine runde Geschichte zu erzählen. Solche globalen Probleme sind die Erderwärmung bzw. der Klimawandel, die Überbevölkerung sowie die daras resultierende Wasser- und Lebensmittelknappheit.

Downsizing funktioniert! © Paramount Pictures.

Im Film selbst entwickelt ein norwegisches Forscherteam eine Methode, welche Menschen auf 12cm schrumpfen lassen kann. Dies soll Platz machen und einen sparsameren Umgang mit den Ressourcen auf der Erde ermöglichen. Diese Methode ist im Laufe der Jahre beliebter in der gewöhnlichen Mittelschicht geworden und immer mehr Amerikaner möchten sich schrumpfen lassen. Dazu gehört auch mittlerweile Paul Safranek, gespielt von Matt Damon, der sich ein luxuriöses Leben mit seiner Frau Audrey wünscht. Dies würde eine Schrumpfung möglich machen, da man als 12cm-Person in luxuriösen Miniatur-Häusern wohnt und aufgrund des geringen Ressourcenverbrauchs alles günstiger wäre. So wären Ersparnisse im niedrigen 6-stelligen Bereich mehr als 12 Millionen US-Dollar in der geschrumpften Welt wert. Doch die Schrumpfung der Beiden läuft nicht ganz nach Plan und Paul macht auf seiner Reise im Leisureland einige interessante Entdeckungen und lernt viele neue Leute kennen. Die Grundgeschichte birgt viel Potential. Dass das keine Familienkömide à la „Liebling, wir haben die Kinder geschrumpft!“ wird und auch kein „Ant-Man“ ist klar. Lobenswert ist der Ansatz eine kritische und satirische Sci-Fi-Komödie zu inszenieren, die spielerisch versucht, ernsthafte Themen, die womöglich auch in 20 Jahren noch höchst aktuell sein werden, anzusprechen und dem Zuschauer dabei eine andere Perspektive auf die Probleme zu geben. Doch an der Umsetzung haperts. Auf  einer analytischen Ebene macht Downsizing vieles richtig, aber filmisch gibt es hier leider zu viel Schatten und nur etwas Licht. Der Film verliert sich immer weiter in seiner Story. Spannend und interessant angefangen, verliert der Film gerade nach dem Matt Damons Charakter geschrumpft wurde, nach wenigen Minuten seinen Reiz. Es ist wenig schwungvoll erzählt und es interessiert einen auch bald nicht mehr wo die Reise von Paul hin geht.

Downsizing - Das Durchschnittspärchen ist skeptisch
Downsizing – Das Durchschnittspärchen ist skeptisch © Paramount Pictures.

Der Film will zu viel und schafft es nicht seine Geschichte und auch die Problematik konkret und konsequent auszuerzählen. Doch nicht alles ist an diesem Film schwach. Positiv hervorzuheben ist die internationale Besetzung und Ausrichtung des Films. Die Erderwärmung und Überbevölkerung sind nunmal globale Probleme und oftmals haben US-Filme den Charakter globale Probleme lediglich auf die USA zu begrenzen. So gleicht eine Rettung einer Stadt in den USA der Rettung der ganzen Welt. Dies ist hier nicht der Fall. Der Cast macht ebenfalls einen guten Job. Insbesondere Hong Chau, welche eine Golden Globe und eine Screen Actor Guild Awards – Nominierung bekam als beste Nebendarstellerin. Eine Oscar-Nominierung hätte sie ebenfalls verdient. Da sie hier sehr authentisch, mit sehr viel Gefühl, einem guten Timing für Humor und emotionaler Mimik grandios aufspielt. Das Setting ist ebenfalls sehr schön anzusehen. Hier steckte viel Kreativität drin und erzeugen grundsätzlich vor allem eine sehr glaubwürdige Atmosphäre. Darüber hinaus sind die visuellen Effekte überaus gelungen.

Bild:

Das Bild hat eine sehr solide Qualität. Die Farben und visuellen Effekte kommen schön zur Geltung. Filmkorn gibt es dabei kaum.

Ton:

Die Dialoge sind alle klar verständlich und haben eine optimale Lautstärke. Auch die musikalische Untermalung des Films kommt über die Lautsprecher gut rüber. Dabei muss angemerkt werden, dass die deutsche Version geschaut wurde. Im Original gibt es die bessere DTS-HD MA 7.1-Tonspur, während es in der deutschen Fassung lediglich eine Deutsch DD 5.1-Tonspur gibt. Dennoch kann man sich den Film nicht nur aufgrund der Tonqualität, sondern auch vor allem wegen der durchaus gelungenen Synchronisation bedenkenlos in der deutschen Fassung anschauen.

Extras:

Es gibt sechs Featurettes auf der Blu-ray zu sehen, welche verschiedene Aspekte des Films thematisieren und zwischen 6-14 Minuten andauern. Dabei gibt es viele Interviews vom Cast und der Crew, welche Eindrücke und Infos rund um den Dreh geben. Diese sind thematisch gegliedert. So geht es in den Videos, um den Regisseur, um den Cast im Gesamten, um Matt Damon, um die visuellen Effekte, um das Szenenbild und die Ausstattung sowie um die Frage, was die einzelnen Personen, welche am Film mitgewirkt haben, für den Umweltsschutz tun. Das ganze ist recht informatik, unterhaltsam und amüsant verpackt, auch wenn es sehr viel Lobhudelei gibt. Dennoch kann man sich das Ganze in Ruhe anschauen.

 

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 8/10
    Extras - 8.0/10
6/10

Kurzfassung

Technisch und schauspielerisch gut, erzählerisch unterdurchschnittlich. Letzteres überwiegt leider sehr.

Fazit:

Ein ambitioniertes Werk, dass leider an vielen erzählerischen Problemen krankt. Es sind zu viele Themen, die hier unter einem Hut gebracht werrden wollen, keine stringent erzählte Geschichte und ein viel zu lang gezogener Mittelteil, die den Film leider leicht unterdurchschnittlich machen. Schauspielerisch ist der Film sehr solide, wobei Hong Chau hier in besonderem Maße glänzt. Ebenfalls überzeugt die Optik mit guten visuellen Effekten und einem schönen kreativen und detailreichen Setting.


von Morteza Wakilian

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