Die Unglaublichen 2 – Blu-ray Kritik

Szene aus Die Unglaublichen 2
Szene aus Die Unglaublichen 2 ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved

Die Kritik:

Filmexperten prophezeiten schon vor einigen Jahren das Ende der Superhelden-Dominanz in den weltweiten Kinos, doch Kinokassen und auch das letzte Kinojahr konnten darüber nur lachen und so waren AVENGERS 3: INFINITY WAR (~ 2,05 Milliarden Dollar weltweit) und BLACK PANTHER (~ 1,35 Milliarden Dollar weltweit) die umsatzstärksten Filme des vergangenen Jahres. Doch die Releases innerhalb dieses Genres, die durchschnittlich nicht oft länger als drei Monate voneinander entfernt liegen, sorgen – trotz nicht dementierbaren Erfolges – für eine Übersättigung und Vormachtstellung im Blockbuster-Geschäft, die in diesen finanziellen Dimensionen ihresgleichen sucht. Goldesel dieses Ausmaßes möchte man ungern fallen lassen, weswegen neue Wege gegangen werden, um diese Lust der Konsumenten abwechslungsreicher zu erfüllen. Die „Pixar Animation Studios“ sahen folglich die Möglichkeit, dies mit einem Transfer in die Animationssparte zu bewerkstelligen, die nicht nur optisch andere Herangehensweisen ermöglicht. Ob dies geglückt ist, erfahrt Ihr in den nächsten Zeilen.

Die Unglaublichen 2 - Blu-ray Cover
Die Unglaublichen 2 – Blu-ray Cover © Disney

DIE UNGLAUBLICHEN 2 ist die Fortsetzung zum zweifach oscarprämierten DIE UNGLAUBLICHEN – THE INCREDIBLES (2004), geht 118 Minuten und ist ab sechs Jahren freigeben. Der Streifen erschien am 27.09.2018 in den deutschen Kinos und ist ab dem 07.02.2019 auch für das Heimkino auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray zu haben. Mit der Blu-ray durften wir uns für Euch schon intensiv befassen.

Die Familie Parr um Mutter Helen/Elastigirl (Katrin Fröhlich), Vater Bob/Mr. Incredible (Markus Maria Profitlich), Tochter Violetta (Emilia Schüle), Sohn Robert/Flash (Dominik Schneider) und Baby Jack-Jack (Sabine Bohlmann und Eli Fucile [OT]) begeben sich erneut auf ein Abenteuer und knüpfen somit wie erwartet an das offene Ende des ersten Teils an.

Der Film startet direkt mit dem ersten Einsatz der ungewöhnlichen Familie, in dem sie ihre Stadt Metroville vor dem Angriff des Tunnelgräbers (Thomas Rauscher) retten müssen. Dieser Start ist sehr rasant und bietet dadurch direkt – und vielleicht in Anbetracht des verhältnismäßig ruhigeren Plots des Streifens zu rasant – Eingang. An diesem Punkt zeigt sich parallel dazu allerdings schon die größte Stärke des Streifens. Pixartypische, endlose und nie einfältige Kreativität zieht sich über alle schnellen, actionreichen Szenen und insbesondere in klassischen Kämpfen gegen Antagonisten, deren Motivation mehreren Charakteren im Film zugesprochen ist, punktet sie durch den individuellen Einsatz der unverbrauchten Superkräfte und durch das homogene Zusammenspiel der Familie Parr (vgl. Einführung der Fans Elastigirls als Nebencharaktere, Endszene). Diese Anfangssequenz dient daraufhin dazu, den Grundstein für die eigentliche Handlung zu legen. Das Superheldentum ist gegen das Gesetz, wird verfolgt und von den Medien manipulativ dargestellt, möchte die Familie doch nur ihrer Leidenschaft nachgehen und die Welt ein Stück sicherer und besser machen. Spontan bietet sich durch den Geschäftsmann Winston Deavor (Jakob Riedl) und seine Schwester Evelyn (Tanja Geke) die Möglichkeit, durch Legalisierung genau das wieder zu können. Dazu arbeitet man einen Plan aus, um das Ansehen der Superhelden in der Öffentlichkeit wieder zu verbessern, doch für diese Aufgabe ist zunächst nur Helen vorgesehen. Durch diese handlungstechnische Entscheidung wechselt sich der Schnitt nun zwischen der Ebene Helens, die fortan den vordergründigsten Bösewichten des Films jagt, und jener Bobs ab, der bei seinen Kindern bleibt und nun so intensiv wie nie mit dem Alltag und den Pflichten eines Vaters konfrontiert wird. Oppositär fallen nun die Fortschritte der beiden Teilgeschichten aus. Helen macht schnell Progress und feiert Erfolge, während Bob überfordert ist und sich in seiner Situation unwohl fühlt.

Die unglaublichen 2 ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved

Die „Pixar Animation Studios“ sind bekannt für ihre moralische und ethische Metaebene, die im drittumsatzstärksten Film 2018 weniger stark ausgeprägt wie gewohnt zum Ausdruck kommt. Man konzentriert sich vielmehr auf die kritische Ansprache klassischer Rollenverteilungen zwischen Mann und Frau. Dies ist weitestgehend zurückhaltend umgesetzt worden, schlägt gut den Spagat zwischen ernsten und skurrilen Situationen und bleibt bildsprachlich immer entschlossen.

Getragen wird das, wie in nahezu jedem Film aus der weltweit größten Animationsschmiede, durch eine liebevolle und umfangreiche Charakterzeichnung. Die Familie wirkt in sich geschlossen, rund und harmoniert sehr gut. Das am zärtlichsten gezeichnete Familienmitglied ist Baby Jack-Jack, das im Laufe der Handlung auf gewiefte Art und Weise mehr Relevanz zugesprochen bekommt. Es zeichnet sich des Weiteren durch eine sehr taktvolle Bestückung klischeehafter Elemente aus, die stetig sehr kurz, aber prägnant angebracht werden und so dafür sorgen, dass sich Baby Jack-Jack schnell zum süßen und lustigen Publikumsliebling entwickelt, ohne dabei überzeichnet zu sein. Die optische Modellierung der Figuren fällt dagegen bei den beiden Elternteilen weniger zulänglich aus. Helens scheinbare Traumfigur mit Wespentaille und breiten Hüften, High Heel-Stiefeln und Leder-Slip sowie Bobs unrealistisch muskulöser Körperbau vermitteln falsche Werte und laufen konträr zum angestrebten sittlichen Ertrag der Erzählung.

Die unglaublichen 2 ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved

Während Elastigirl weiterhin gegen Screenslaver kämpft, der die Menschheit durch von Monitoren ausgelöste Hypnose unter seine Gewalt bringen möchte, und sich Mr. Incredible zunehmend über die Veränderungen der Mathematik erzürnt, verfällt der bis jetzt laufzeitlängste Animationsfilm aller Zeiten in einen interimistischen Stillstand und offenbart, dass er diesen Rekord nicht hätte aufstellen sollen. Zügig folgt dann aber ein Twist innerhalb der Handlung, der nun wieder das Interesse erzeugen und DIE UNGLAUBLICHEN 2 tragen kann. Er löst außerdem den deutlich unterhaltsameren Teil des Streifens aus, der sich dieses Prädikat unter anderem durch eine merklich größere Dichte an Höhepunkten und anderen relevanteren Fixpunkten verdient.

Insgesamt profitiert der Streifen von seinen Wurzeln im Animationsbereich, die es ihm glattweg ermöglichen, die Superhelden-Thematik frei von seriöser Bindung an menschlich-humane Darsteller und veritable, physische Umgebungen eingehender und behaglicher zu implementieren (vgl. Sci-Fi- und Fantasy-Elemente). Ein weiterer Pluspunkt findet sich weiter im Zusammenspiel von Bild, Setting und Atmosphäre. Lichtpunkte werden im Bild sehr eindrucksvoll gesetzt, während sich das Spiel mit Farben und Kontrasten dem gleichermaßen gut anschmiegt. Dies ermöglicht immer wieder wirkungsvolle und einfache Emotionssetzung. Animationstechnisch stechen besonders die zahlreichen Settings heraus, die beachtenswert und vielfältig designt wurden (vgl. Wohnhaus).

Der Soundtrack des von Brad Bird über die Jahre aufgrund von erhöhtem Zeitbedarf mehrfach verschobenen Films zeigt sich deutlich verspielter und kindlicher als genreüblich, was sich dem animierten Stil gut fügt und die eigene Ernsthaftigkeit im angebrachtenRahmen hält.

Die Unglaublichen 2 - Papa Unglaublich
Die Unglaublichen 2 – Mama Unglaublich © Disney

Die deutsche Synchronisation ist wie auch beim ersten Teil sehr wertig und beweist auf jeder besetzen Position ein gutes Gefühl für notwendige Stimmfarbe und -dynamik. Bei der Synchronisation des Babys entschied man sich in der deutschen Fassung dazu, eine Mischung aus dem Originalton, Archivaufnahmen und der deutschen Stimme zu nutzen.
In den letzten Minuten des Streifens ergeben sich in der Handlung einige zu schnell gepacte Probleme, die den Film etwas überlagern und sodann zu trivial und hektisch gelöst werden.

Das Ende teasert schließlich noch einen dritten Teil, den die „Pixar Animation Studios“ gemessen an ihrer sehr positiv gestalteten Franchise-Politik gerne lange aufschieben dürfen.

Trotz der vielen äußerlichen Randpunkte, die in DIE UNGLAUBLICHEN 2 stimmig umgesetzt wurden, beschleicht den Zuschauer nach der ersten Sichtung sofort die Frage, ob die Idee der sozialen Inakzeptanz der Superhelden und die Teilung der Handlung in Strang „Elastigirl“ und Strang „Mr. Incredible“ nach einer solch langen Zeit wahrhaftig die beste Entscheidung für den oscarnominierten Streifen war. Es scheint, als sei diese Plotidee zu früh innerhalb der Filmreihe umgesetzt worden und eine etwas pathetischere Auffassung hatte die Handlung nobilitiert, denn die simple und fundamentale Konzeption um Familie Parr war nach Teil 1 und 14 Jahren keineswegs abgenutzt.

Bild:

Mit 1.920p mal 1.080p versucht das Bild in einem Ansichtsverhältnis von 2,39:1 bei 23,976 Hz seine raschen und actionreichen Szenen ansehnlich auf den Bildschirm zu zaubern. Dies gelingt auch über weite Strecken. Die erwähnten Stärken in Setdesign und Belichtung werden durch das technische Bild nicht geschwächt. Wenige schnellere Szenen rufen allerdings leichte Unschärfewerte hervor, die im Finale schließlich nicht mehr zu bemängeln sind. Farben erscheinen strahlend und größere Flächen zeigen eine angenehme Weiche.

Ton:

Auf Deutsch liegt die Tonspur wie auch auf Italienisch in einem Dolby Digital Plus 7.1 vor; die englische in einem DTS-HD MA 7.1. Töne sind immer satt und gut balanciert, reißen zu keinem Zeitpunkt nennenswert aus und unterstützen den Film sehr gut.

Die Unglaublichen 2 ©2018 DisneyïPixar. All Rights Reserved.

Extras:

Die „Pixar Animation Studios“ gönnen ihrem neusten Machwerk zwei ihrer geschätzten und nahezu immer gelobten Kurzfilme innerhalb der Extras. Die übliche Qualität zeigt sich auch hier, trotz dessen, dass TANTE EDNA um einiges stärker ist als der sich thematisch abseits von Hauptfilm-Elementen bewegende BAO, da sich erstgenannter geschickterweise den zuvor gerühmten Jack-Jack auf ideale Weise zum Thema macht und dadurch genau das ergänzt, wonach sich der Zuschauer nach der Sichtung lüstet. BAO möchte eher emotional wirken und wichtige Werte vertreten, was er durch ein tapsiges Drehbuch zügig hergibt. Ein interessantes Feature über Brad Birds Animationsarbeit und ein Audiokommentar vervollständigen zufriedenstellend die Extras-Sparte.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 8/10
    Extras - 8/10
7.9/10

Kurzfassung

DIE UNGLAUBLICHEN 2 ist eine berechtigte Fortsetzung des ersten Teils.

Fazit:

DIE UNGLAUBLICHEN 2 ist eine berechtigte Fortsetzung des ersten Teils, die viele Randpunkte meistert, in seiner Handlungsidee jedoch anfechtbar bleibt.


von Denis L. Klemm

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