Die Macht des Bösen – The Man with the Iron Heart: Blu-ray Kritik

Die Macht des Bösen - Das Schlachtfeld in der St.-Cyrill-und-Method-Kirche
Die Macht des Bösen: Das Schlachtfeld in der St.-Cyrill-und-Method-Kirche © Universum Film/KSM

Die Kritik:

Die Macht des Bösen Bluray Cover
Die Macht des Bösen Bluray Cover © Universum Film/KSM

Am 09.05.2018 erhalten wir in Deutschland die Video-Prämie zu „Die Macht des Bösen – The Man with the Iron Heart„. Die europäische Co-Produktion (Belgien, Frankreich, Großbritannien, Tschechien und Ungarn) beruht auf der Romanvorlage namens „HHhH“ von Laurent Binet – das Kryptonym für „Himmlers Hirn heißt Heydrich“.

Buch und Film haben diese beiden Nazis – aber vor allem letzteren –  zum Inhalt. Das vorausgeblendete Finale zeigt die Operation Anthropoid, die das wahre Attentat auf Reinhard Heydrich (Jason Clarke) in Prag behandelt. Zuvor erhält der Zuschauer einen ausführlichen, aber distanzierten Blick auf dessen Leben und Karriere. Mit Hilfe seiner Frau Lina (Rosamund Pike) wird er trotz Rückschlägen bald zum obersten Vertrauten von Heinrich Himmler (Stephen Graham) und u.a. zum stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren in Prag. Zu seinen Hauptaufgaben zählt die Lösung des sogenannten Judenproblems und dem Zerschlagen von Aufständen im fremden Land. Denn zu diesen lassen sich einige wenige mutige Männer und Frauen verleiten. Im Untergrund und von Großbritannien geleitet, sollen Jan Kubiš (Jack O’Connell) und Jozef Gabčík (Jack Reynor) den Mordanschlag an Heydrich ausführen.

Die deutschen Panzer dringen ein
Die deutschen Panzer dringen vor © Universum Film/KSM

Bis es dazu kommt, bleibt der Spannungsbogen niedrig. Weder Heydrich noch den Widerstandskämpfern kommt man als Zuschauer nahe. Als Charakterstudie ist dies zu oberflächlich, als (Historien-)Drama lange Zeit zu unemotional. Deskriptiv gilt es hier vielmehr die wahren Begebenheiten zu schildern, was anfangs nur aus Sicht der Nazis geschieht. Die Charaktere werden gewollt minimalistisch gespielt. Das Gefühl, nur einen flüchtigen Blick auf jede Szene zu erhalten ohne etwas aufgedrückt zu erhalten, kommt dem Doku-Stil zu Gute.

Die Macht des Bösen - Das Nazi-Regime wird gefeiert
Das Nazi-Regime wird gefeiert © Universum Film/KSM

Der 35 Millionen US-Dollar teure Thriller entfaltet sich ein klein wenig, wenn abrupt zu den Widerstandskämpfern gewechselt wird. Auch hier bleibt der Film genauere Erläuterungen schuldig und zeigt nur punktuelle Szenen in Sachen Planung, Vorbereitung und Ausführung. Die hektischeren Bilder und das Wissen um die Gefahr machen den Film mit seinen 120 Minuten Laufzeit letztlich zugänglicher.

So bewahrt sich „Die Macht des Bösen“ seine spät aufkommende Emotionalität auf. Schließlich wird zu Gunsten eines packenden Endes vom vorherigen Doku-Stil abgewichen. Es ist durchaus erwähnenswert wie das mit vorangegangen, recht trockenen Bildern stimmig zusammenpasst. Denn trotz der diskreten Vorstellungen fiebert man spätestens gegen Schluss mit.

Bild:

Jozef Gabcik (Jack Reynor) und Jan Kubis (Jack O’Connell)
Die Widerstandskämpfer Jozef Gabcik (Jack Reynor) und Jan Kubis (Jack O’Connell) © Universum Film/KSM

Hier sind hin und wieder einige Filmkörner auszumachen. Der Rest wird in sehr akzeptabler Bildqualität abgebildet. Das Kinoformat der Blu-ray zeigt die typischen schwarzen Balken. Die Geschichte an sich wird in dunkleren, sachlichen, aber teils dennoch brutalen Bildern geschildert.

Ton:

Der stimmige Soundtrack begleitet weite Teile des Films. Gegen Ende wird auch dieser emotionaler. Die Dialoge erweisen sich als klar verständlich, während die Actionszenen gut drauf abgestimmt wurden.

Extras:

Nach zwei vorangehenden Trailer hat das Bonusmaterial eine weitere Trailershow parat. Spannendes zum Film läuft im 21-minütigen Making of und in den ein paar minütigen Interviews. Hier gibt’s einige Infos zur französischen Buchvorlage, dem leicht abgeänderten Drehbuch und wie Regisseur Cédric Jimenez dies umsetzte. Darüber hinaus kommen die wichtigsten Schauspieler zu Wort und berichten über ihre Arbeit. Passende Filmszenen werden zwischengespult, die sich durch den ganzen Film ziehen.
So gibt es leider wenig Neues über die Ereignisse der Operation Anthropoid von 1942, als was der Film schon zu bieten hatte. Interessant wären hier beispielsweise noch geschichtliche Themen, die über den Film hinausgehen und wie sinnvoll das Attentat letztlich war. Darüber kann auch nicht die kurze Bildergalerie nicht hinweghelfen, die die Blu-ray noch anbietet.

  • 7/10
    Film - 7,5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 10/10
    Ton - 10/10
  • 5/10
    Extras - 5,0/10
7/10

Kurzfassung

Distanzierter und daher über weite Teile unzugänglicher Historienfilm, der rechtzeitig zum Ende aufwühlender wird. Dass alles auf wahren Begebenheiten beruht, macht den Streifen natürlich umso glaubwürdiger.

Fazit:

„Die Macht des Bösen – The Man with the Iron Heart“ ist ein auf Tatsachen beruhendes und daher umso grausameres Drama. Einige Längen strapazieren etwas, während das dramatische Schlussdrittel im Kontrast zur vorherigen Erzählung steht. Ein ordentliches Stück weit vom Mainstream-Popcorn-Kino entfernt, bleibt ein ernster und vollkommen kitschfreier Film übrig, was evtl. erklärt, warum er hierzulande nicht im Lichspielhaus zu sehen war.


von Nicolas Wenger

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