Der andere Liebhaber – Blu-ray Kritik: Optisch beeindruckender Erotikthriller

Der andere Liebhaber: Marine Vacth und Jérémie Renier © 2017 - MANDARIN PRODUCTION - FOZ - MARS FILMS - FILMS DISTRIBUTION - FRANCE 2 CINÉMA - SCOPE PICTURES / JEAN-CLAUDE MOIREAU

Die Kritik:

Der andere Liebhaber Bluray Cover
Der andere Liebhaber Bluray Cover © Universum Film GmbH

Der neueste Film vom französischen Regisseur François Ozon ist seit heute auf Blu-ray erhältlich. In Der andere Liebhaber bekommt der Zuschauer einen ganz besonderen Streifen zu sehen, der unvorhersehbar ist, visuell mit ganz vielen Finesse inszeniert wurde und sehr explizite Sexszenen hat, welche die FSK 16 rechtfertigt. Es ist ein Erotik-Thriller, der es sofort schafft den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die wunderschöne Marine Vacth ist verführerisch, ohne es wirklich zu beabsichtigen und Ozon schafft es mit einer besonderen Optik den Zuschauer vom ersten Moment zu fasznieren. Die Geschichte ist dabei recht einfach und schnell erzählt. Chloé leidet an Leibschmerzen und Depressionen und möchte sich in eine einen Psychotherapie begeben. Dabei lernt sie den Therapeuten Paul Meyer kennen. In den folgenden Sitzungen verliebt sich dieser in Chloé. Die beiden werden ein Paar und ziehen danach zusammen in eine Wohnung ein. Doch dann Chloé macht einige überraschende Entdeckungen über die Vergangenheit von Paul und entdeckt eines Tages einen Mann, der exakt so aussieht wie Paul und ebenfalls Psychotherapeut ist.

Der andere Liebhaber
Der andere Liebhaber: Marine Vacth und Jérémie Renier © 2017 – MANDARIN PRODUCTION – FOZ – MARS FILMS – FILMS DISTRIBUTION – FRANCE 2 CINÉMA – SCOPE PICTURES / JEAN-CLAUDE MOIREAU

Die Story ist nicht der Hauptgrund, warum dieser Film sehenswert ist und eine hohe Qualität besitzt. Es ist vor allem die Inszenierung und die Umsetzung des Ganzen. Das Zusammenspiel von Licht, Schnitt, Kamera und visuellen Effekten, die den Zuschauer hypnotisieren. Es ist beeindruckend wie es Ozon schafft diese Therapiestunden, so zu inszenieren, dass sie für den Zuschauer eine betörende und beruhigende Wirkung besitzen. Hier wird oft mit Spiegeln und der Reflexion gearbeitet, passend zu der zentralen Thematik der Zwillinge. Daher ist der Film vor allem visuell, obwohl er letztlich doch sehr einfach gehalten ist und kein riesen Blockbuster mit großen Aufnahmen ist, mehr als beeindruckend und kreiert hypnotisierende, sanfte und vor allem sehr sterile Bilder, welche die Geschichte und die in dem behandelten Themen auf ganz besonderem Niveau visualisieren und den Zuschauer teilweise fast schon in eine Art Trance versetzen. Zwar fühlen sich die 108 Minuten wirklich etwas zu lang an und aufgrund der Tatsache, dass über den ganzen Film hinweg der Streifen nicht besonders viel zu erzählen hat, macht die Optik diverse erzählerische Schwächen wett. Das Visuelle in dem Erotik-Thriller täuscht aber nicht über die teilweise arg zähe und trocken erzählte Story hinweg, auf die man selber Lust haben muss, sonst könnte man sich hier schnell langweilen. Denn eines muss hier auch gesagt werden. Es ist ganz klassisches Arthouse-Kino. Wer damit nie zurecht kam, wird es hier ganz bestimmt nicht.

Der andere Liebhaber
Der andere Liebhaber: Marine Vacth und Jérémie Renier © 2017 – MANDARIN PRODUCTION – FOZ – MARS FILMS – FILMS DISTRIBUTION – FRANCE 2 CINÉMA – SCOPE PICTURES / JEAN-CLAUDE MOIREAU

Ozon hat nach Jung&Schön ein zweites Mal Marine Vacth in der Hauptrolle besetzt. Sie zeigt eine vorzügliche Performance, die viel Offenheit verlangt, da sie in dutzenden Szene nackt zu sehen ist und auch einige Sexszenen mit Jérémy Renier hat. Diese sind wiederrum sehr ansprechend gefilmt und inszeniert und wirken nicht plakativ. Man kauft ihr die leicht depressive, unsichere und zerbrechliche Figur ab. Das gleiche gilt auch für Jérémy Renier, der in dieser Doppelrolle voll auftrumpfen kann. Er spielt beide Figuren sehr fein und detailliert in der Mimik, so dass es ihm letztlich gelingt, beide Charaktere, die innerlich komplett verschieden sind, glaubwürdig zu porträtieren, was dazu führt, dass der Zuschauer vergisst, dass er hier lediglich einen Darsteller vor sich hat. Die Geschichte ist myteriös erzählt und die Optik und die Schauspieler im Film sorgen für ein sehr atmosphärisches Erlebnis. Erzählerisch ist er an manchen Stellen holprig und zudem ist er auch 15-20 Minuten zu lang geraten. So schafft es hier Ozon nicht ganz auf den Punkt zu kommen.

Bild:

Der Film ist optisch eine Augenweide. Hier gibt es viele visuelle Spielereien, spannende und betörende Bilder und eine fast schon experimentelle Kameraarbeit, die dank der klaren Bildqualität der Blu-ray vollkommen zur Geltung kommen. Die Sterilität der Bilder wird durch die Disk sehr scharf und detailreich wieder gegeben.

Ton:

Auch der Sound besticht mit klaren Klängen und einem sehr soliden Sounddesign. Obwohl der Film selbst an manchen Stellen komplett still ist, ist man bei Soundeffekten oder Musik nicht gezwungen die Lautstärke vor Schreck runterzudrehen. Die Dialoge sind klar verständlich und aufgrund der Authentizität bei ausländischen Filmen wird empfohlen den Film im Originalton anzuschauen.

Extras:

Hier gibt es vier interessante Interviews mit dem Regisseur François Ozon und den Hauptdarstellern Jérémie Renier und Marine Vacth sowie Jacquline Bisset, die eine kleine Nebenrolle in dem Film hat. Die Interviews wurden in Cannes bei der Premiere des Films durchgeführt und sind wirklich sehr sympathisch, informativ und angenehm anzuhören. benfalls bei den Extras sind mehrere kurze entfernte Szenen zu sehen. Darüber hinaus gibt es kurze Probeaufnahmen und Köstumproben der jeweiligen Darsteller, den Trailer und ein fünf-minütiges Video über die verschiedenen Entwürfe der Filmposter.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 7/10
    Extras - 7.0/10
7.5/10

Kurzfassung

Der andere Liebhaber ist ein atmosphärischer, visuell spannend inszenierter und letztlich intensiv gespielter Erotik-Thriller mit Elementen aus dem Mystery-Thriller-Genre verknüpft.

Fazit:

Visuell fasznierender Streifen mit einer ordentlichen Portion Erotik, einer dichten Atmosphäre, spannenden Charakteren und einer unvorhersehbaren Story, die insgesamt leider doch etwas zu zerfahren und unnötig ausgedehnt erzählt worden ist.


von Morteza Wakilian

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