Coco – Blu-ray Kritik: Ein am Ende tränenreiches Abenteuer

Coco: Familientreffen der besonderen Art ©2017 Coco•Pixar. All Rights Reserved.

Die Kritik:

Coco - Miguel und Héctor bei einem Musikerwettbewerb im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.
Coco – Miguel und Héctor bei einem Musikerwettbewerb im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

Zwei Oscarnominierungen – zwei gewonnene Oscars. Eine Ausbeute, die sich sehen lässt. Zwar bleibt der Oscar für den besten Song letztlich immer eine Frage des Geschmacks für die meisten Zuschauer, doch der Oscar für den besten Animationsfilm konnte nur an Coco gehen. Hier konnte nun wirklich kein Weg am neuen Pixar-Streifen vorbei führen, wenn man sich vorab User-Bewertungen im Netz und Kritikerstimmen weltweit anschaute. Bewundert man dieses Prachtwerk von Animationsfilm einmal selbst, so wäre eventuell eine Nominierung in der Kategorie bester Film eine Überlegung wert gewesen. Denn Coco bietet so viel Liebe, Herz und schlichtweg Leben wie selten ein anderer Film. Ausnahmsweise ist ein deutscher Zusatztitel mehr als passend. „Coco – Lebendiger als das Leben“, mit diesem Titel kam er in die deutschen Kinos und spielte weltweit knapp 760 Millionen US-Dollar ein. In der Top 250- Rangliste der IMDb ist er aktuell auf Platz 58 der besten Filme aller Zeiten. Es kann letztlich gesagt werden, dass alle Lobeshymnen und all die Preise völlig verdient sind, denn mit Coco ist nicht nur ein, wenn nicht sogar der beste Animationsfilm von Pixar entstanden, sondern Pixar hat hier einen der besten Filme der letzten Jahre kreiert, das einen am Ende mitnimmt, wie es selten ein Film schafft.

Coco - Die Brücken im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.
Coco – Miguel auf der Brücke im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

Handlungsort ist Mexiko. Der kleine Miguel hat einen großen Traum und möchte eines Tages Musiker werden. In der großen Familie ist Musik jedoch verhasst und dies hat seine Gründe, die hier nicht näher erläutert werden. In der Familie Miguels ist jeder ein Schuhmacher und auch sie möchten, dass er eines Tages bei ihnen im Familienbetrieb den Beruf des Schuhmachers aufnimmt. Doch er kann seinen Traum des Musikers nicht aufgeben und will an einem Musikwettbewerb am Día de los Muertos, auf den später noch näher eingegangen wird, teilnehmen. Seine eigene Gitarre besitzt er nicht mehr und so plant er mangels Alternativen die Gitarre seines mittlerweile längst verstorbenen Idols Ernesto de la Cruz, dem laut ihm größten Sänger aller Zeiten, zu klauen. Als er beginnt auf seine Gitarre zu spielen, landet er ins Reich der Toten und ist für die Lebenden nicht mehr sichtbar. Er steht nun vor der Herausforderung, wieder ins Reich der Lebenden zurückzukehren. Nun beginnt ein buntes, spektakuläres und wirklich unterhaltsames Abenteuer, dass einen zum Lachen bringt, unglaublich viel Spaß und Freude bereitet und einem schließlich wirklich zum Schluchzen und Heulen bringt. Coco ist ein magisches Stück Kino und vielleicht nicht für die ganz kleinen Kinder, aber sicherlich insgesamt ein Riesenspaß für Groß und Klein.

Coco - Miguel bei seiner Ur-Oma © 2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.
Coco – Miguel bei seiner Ur-Oma © 2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Computeranimationen in einem Animationsfilm aus dem Hause Pixar wirklich großartig sind. Aber auch hier haut einem das wieder einmal wirklich um und die bunte und bildgewaltige Welt, welche in Coco erschaffen wurde, verschlägt einem die Sprache. Mit unglaublich viel Liebe zum Detail und toll gezeichneten Figuren wird hier sowohl das Diesseits, aber vor allem das Reich der Toten grandios inszenatorisch dargestellt. Gerade die Skelett-Figuren im Reich der Toten sind, obwohl es letztlich nur Skelette sind, äußerst vielfältig, humoristisch und vor allem menschlich animiert. Der Film ermöglicht es einem sofort in diese Welt einzutauchen und es macht unglaublich viel Spaß Miguels Abenteuer im Reich der Toten zu verfolgen. Technisch braucht man hier nicht weiter zu analysieren. Es ist nahezu perfekt, was Pixar dem Zuschauer ein weiteres Mal bietet. Aber der Grund warum es der (aus meiner persönlichen Sicht) beste computeraniminierte Streifen ist, liegt vor allem an der erzählerischen Komponente des Films. Natürlich ist der Streifen an manchen Stellen vorhersehbar und die ein oder andere Richtung, in die der Film einschlägt oder vielleicht auch die Ausgangssituation eines Jungen, der sich gegen die traditionell denkende Familie stellt, ist einem bekannt und überrascht einen nicht, aber wie der Film seine Geschichte nach und nach zur Entfaltung kommen lässt und dem Zuschauer quasi eine Entdeckungstour bietet, ist Kino vom Feinsten. Der Film beinhaltet vor allem in der ersten Hälfte viel Humor, ohne die ganz großen Lachflashs beim Zuschauer auszulösen und nimmt sich die Zeit seine Geschichte ruhig auszuerzählen. Der Tod spielt in diesem Film eine eminent wichtige Rolle. Solch eine Thematik in einen Animationsfilm einzupacken, der auch für Kinder konzipiert ist, war letztlich sehr mutig, hat sich aber vollkommen ausgezahlt. Die Art und Weise wie der Streifen mit dem Thema umgeht, ist bemerkenswert, einfühlsam, teilweise humorvoll, ohne jedoch schwarzen Humor einzusetzen und bleibt für jede Altersklasse zugänglich. Bemerkenswert ist ebenfalls der Aspekt, dass jemand erst wirklich tot ist, wenn er im Diesseits in Vergessenheit geraten ist. Dieser Aspekt ist in dem Film erzählerisch fantastisch verankert.

Coco: Hund Dante
Coco: Hund Dante ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved

In dem Film ist in der Tat eigentlich alles toll umgesetzt und es ist ein gelungenes Zusammenspiel aus grandioser Animation, einem stark geschriebenen Drehbuch, sympathisch und liebevoll gezeichneten Charakteren und einer interessanten Kultur, in der die Geschichte eingebettet ist. Die deutsche Synchronisation ist wirklich gelungen. Im Original ist dies ohnehin extrem stark gewesen. Die Musik ist in dem Film gar nicht so markant oder dominierend. Doch sie liegt wie ein sanfter Schleier über den Film und begleitet ihn bis zum Schluss auf eine wunderschöne Art und Weise. Wie schon bei der Beschreibung des Inhalts erwähnt, spielt der Film am Día de los Muertos, dem Tag der Toten. Dies ist einer der wichtigsten Feiertage in Mexiko, an dem man den Verstorbenen gedenkt. Auf dem ersten Blick evtl. ein heikler Tag, um ihn für einen Animationsfilm zu verwenden. Dennoch gibt der Film Einblick in die mexikanische Kultur und dies ist wundervoll gelungen. Man bekommt einen Eindruck vom Leben im Mexiko, vom Stellenwert der Familie, von der Kultur. Es ist ein Blickwinkel, den man noch nie in einem Kinofilm über Mexiko hatte. In der Regel verbindet man in US-Filmen Mexiko fast nur mit Drogenkartellen. Doch Mexiko bietet so viel mehr und dies zeigt der Film auf eine respektvolle und rührende Art und Weise. Eine fremde Kultur wird hier dem Zuschauer spielerisch und liebevoll näher gebracht, was den Machern hoch anzurechnen ist.

Héctor und Miguel in der Straßenbahn im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.
Héctor und Miguel in der Straßenbahn im Reich der Toten ©2017 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

Aber man muss nochmal zurück zum Thema Tod und dessen Rolle in dem Film eingehen. Wie schon die Überschrift dieser Kritik sagt, ist Coco tränenreich am Ende. Man kann sich das natürlich gleich denken, dass die Thematik recht dankbar ist für ein emotionales Finish. Doch hier steckt noch viel mehr dahinter. Was Coco hier in den letzten 25 Minuten macht, ist Gefühlskino vom anderen Stern. Es ist unglaublich wie der Film seine Story auserzählt und diese zu einem emotionalen und höchst spannenden Ende gebracht hat. Dass Familie wichtig ist, hört man in vielen Filmen und ist jedem höchstwahrscheinlich auch selbst bewusst, ohne dass einem ein Film das vorpredigt. Dennoch spürt man die Bedeutung und das Gewicht der Familie in Coco auf einer ganz besonderen Art. Der Film schafft es in 95 Minuten Lauflänge (ohne Abspann) dem Zuschauer die ganze Historie und Vorfahren der Familie von Miguel näher zu bringen, was es heißt zusammen zu halten, nicht zu vergessen, zu vergeben, füreinander da zu sein und zu lieben. Die letzten 10 Minuten sind wohl das Emotionalste was das Kino seit längerem geboten hat, ohne dabei ein depressives trauriges Ende zu sein. Eventuell trifft dies beim erwachsenen Zuschauer andere Nerven und Gefühle, als bei kleineren Kindern. Dennoch ist Coco für beide Altersklassen ein Meisterwerk.

Bild:

Die Bildqualität ist ebenfalls meisterhaft. Die prächtigen Farben werden hier satt und kontrastreich wiedergegeben. Es ist wirklich eine Augenweide, wie scharf und kräftig das Bild ist. Um Coco wirklich in vollen Zügen zu genießen, bedarf es der Blu-ray.

Ton:

Der Ton ist beinahe makellos. Der Film wurde für die Rezension auf Deutsch geschaut. Die Übersetzung der Lieder und die Synchronisation ist wirklich toll gelungen. Das Dolby Digital Plus 7.1. Audioformat sorgt für ein überwiegend tolles Erlebnis mit sauberem Sound. Leider sind an der einen oder anderen Stelle die Lieder etwas zu leise geraten. Insgesamt gibt es hier dennoch eine hohe Tonqualität.

Extras:

Die Extras beinhalten eine Entwurfsszene mit dem Kommentar der Regisseure und der Produzentin. Dazu wird in einem kleinen Featurette gezeigt, wie man ein Skelett zeichnet. Außerdem kann man sich den Film mit einem Audiokommentar der Regisseure Lee Unkrich und Adrian Molina anschauen. Wie Miguels Hund „Dante“ animiert wurde, wird in einem weiterem kleinen Clip gezeigt. Besonders sehenswert ist das kleine Making-of „Meine Familie“, das einen Blick hinter den Kulissen und die Macher auf ihrer Reise in Mexiko zeigt. Ein wirklich charmantes und kurzes Bonusmaterial mit interessanten Inhalten.

 

Blu-ray Wertung
  • 10/10
    Film - 10/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 7.5/10
    Extras - 7.5/10
9/10

Kurzfassung

Pixars neustes Meisterwerk ist ein farbenfrohes, witziges, spannendes und ein unglaublich rührendes Spektakel für die ganze Familie.

Fazit:

Pixars neuster Film ist einer der besten Filme der letzten Jahre. Mit einer detailreichen, farbenfrohen und liebevollen Inszenierung wird einem die mexikanische Kultur näher gebracht. Dabei wird eine höchst unterhaltsame und spannende Story beeindruckend auserzählt und gipfelt schließlich in einem äußerst emotionalen Ende. Tolle Musik, super Synchronisation und eine wunderbare Geschichte, die jeden berühren und unterhalten wird. Coco ist Kino mit Herz, Liebe und Emotionen, das sowohl die älteren als auch die jungen Zuschauer begeistern wird.


von Morteza Wakilian

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