Blu-ray Kritik zum kompromisslosen „Brawl in Cell Block 99“

Brawl in Cell Block 99 - Bradley (Vince Vaughn) telefoniert
Brawl in Cell Block 99 - Bradley (Vince Vaughn) telefoniert © Universum

Die Kritik:

Brawl in Cell Block 99 Bluray Cover
Brawl in Cell Block 99 Bluray Cover © Universum

Brawl in Cell Block 99 erschien schon vor gut einem Jahr in ausländischen Kinos und etwas später auf DVD/Blu-ray in fast aller Herren Länder. Wir kriegen S. Craig Zahlers Krimidrama mit Vince Vaughn („Trennung mit Hindernissen“) in der Hauptrolle erst seit dem 26.10.2018 auf den heimischen Bildschirm.

Zu sehen gibt es den frisch gefeuerten und von der Frau betrogenen Bradley. Wie er (nach kurzem, aber heftigen Wutausbruch) mit beidem fertig wird, deutet schon auf einen charakterstarken Mann hin. Was er im Laufe des Films alles so selbstlos durchmacht, bestärkt dann diese Vermutung. Denn nachdem er als Drogenkurier unglücklich von der Polizei gefasst wird, machen seine Auftraggeber ihm zusätzlich die Hölle heiß. Aufgrund des angeblich seinetwegen verlorenen Geldes, entführen sie seine schwangere Frau. Hilflos muss Bradley im Knast alles tun, was sie von ihm verlangen, um ihr Leben nicht zu gefährden.

Brawl in Cell Block 99 - Szenenbild
Bradley (Vince Vaughn) wird verlegt © Universum

Dabei wirkt die sehr tragische Geschichte um Vince Vaughns toll gespielten Bradley keineswegs rührselig. Umsetzung und Performance lassen das gar nicht erst zu. Stattdessen schlägt der sehr auf eine Figur fixierte Film einen recht nüchternen Weg ein. Die Charaktere nehmen jede noch so extreme Handlung bzw. Wendung hin und machen einfach weiter. Als ob sie wissen, dass sie einem Film sind und die Konsequenzen nur für die fiktiven Personen gilt. Dieser leicht trashige Zug gepaart mit der teils sehr massiven Gewaltdarstellung oder -androhung und einem catchy Soundtrack entlarven „Brawl in Cell Block 99“ durchaus als Grindhouse-Vertreter. Von dem her verliert der Indie-Streifen (lief bei uns nicht im Kino) etwas an Tiefe.

Brawl in Cell Block 99 - Vince Vaughn spielt einen Knasti
Bradley (Vince Vaughn) muss sich ergeben© Universum

Dem gegenüber steht eine lange Einführungsphase sowie die trockenen, ungekünstelten Kämpfe des FSK 18-Thrillers. Hier zeigt sich wie gut der bald 50-jährige Vince Vaughn noch in Form ist, obgleich viele Duelle zu einseitig wirken. Fast jeden Moment hat man das Gefühl, dass sich der angestaute Druck der Ungerechtigkeit entladen könnte. Wenn es dann endlich tatsächlich so weit ist, überrascht der Moment und die Heftigkeit dennoch. Gegen Ende macht sich schließlich richtige Genugtuung beim Zuschauer breit.

Bild:

Das Bild der Blu-ray erscheint im fernsehfreundlichen 1:85 Format. Die Qualität des tristen Gefängnis-Dramas stimmt die meiste Zeit. Auffällig sind die lange Zeit eingefangen Szenen, die schließlich doch unspektakulär enden. Die Ausbrüche wiederum kommen plötzlich. Neben diesem netten Kniff wirken die längeren Auseinandersetzungen der One-Man-Show in Zeiten der ausufernden CGI-Effekte und aufwändigen Stunts wunderbar altbacken.

Ton:

In Sachen Tonqualität und Synchronisation gibt es nichts zu bemängeln. Soundtrack und Titelmelodie wiedersprechen der expliziten Gewaltdarstellung des FSK-18 Streifens gekonnt.

Extras:

Das Bonusmaterial von „Brawl in Cell Block 99“ setzt neben Trailer und Programmvorschau auf ein 15-minütiges Behind the Scenes. Nach vielen gegenseitige Lobeshymnen bringt dies ein paar interessante Fakten bzgl. der Inszenierung zu Tage. Dies geschieht nur im O-Ton ohne Untertitel.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
6.5/10

Kurzfassung

Heftige und verdammt unterhaltsame Krimikost, die weit weg vom Mainstream ist.

Fazit:

Mit „Brawl in Cell Block 99“ liefert S. Craig Zahler nach „Bone Tomahawk“ einen weiteren brutalen Indie-Streifen ab. Die gewagte Inszenierung zwischen Ernsthaftigkeit und Übertreibung ist zwar schwerer verdaulich und bietet eine recht limitierte Charakterstudie. Dafür punktet der gelungene Film mit Spannung und ironischen Untertönen.


von Nicolas Wenger

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