Black 47: Blu-ray Kritik zum irischen Rachefilm

Feeney (James Frecheville) in Black 47
Feeney (James Frecheville) in Black 47 © 2018 ASCOT ELITE Entertainment GmbH

Die Kritik:

Black 47 Bluray Cover
Black 47 Bluray Cover © 2018 ASCOT ELITE Entertainment GmbH

Mit „Black ’47“ sehen wir uns eine Blu-ray an, die die wohl schlimmste Hungersnot in Irland thematisiert. Der Film von der Insel wurde auf der Berlinale uraufgeführt und am 14.12.2018 erhalten wir hierzulande auch die Heimkino-Version. Deutschland scheint also als guter Markt ausgemacht worden zu sein. In Irland war er natürlich auch zu sehen und gilt dort sogar als kommerziell erfolgreichster Streifen im eigenen Land.

Die Zeit, die als „dunkelstes Kapitel irischer Geschichte“ betitelt wird, nimmt Regisseur Lance Daly  zum Anlass für dieses Rachefilm. Leider verhält es sich so und nicht andersherum. Denn obwohl der Landsmann doch einen spannenden Geschichtsunterricht in Spielfilmform hätte hervorbringen können, fällt der Blick aufs große Ganze zu gering aus.

„Black 47“  begleitet den aus Afghanistan zurückgekehrten Soldaten Feeney (James Frecheville). Dessen irische Heimat wurde inzwischen von den Briten besetzt, die unverhältnismäßige Pachten verlangen. Wer nicht zahlt, wird von seinem Grund verjagt. Wäre das nicht schon schlimm genug, bringt die Kälte und der Hunger (die Kartoffelfäule zerstört ihre Hauptnahrungsgrundlage) den Betroffenen noch mehr Leid. Feeneys Familie überlebt diese Tortur nicht und so wird sein Leben von der Rache bestimmt. Schnell werden der britische Armee-Offizier Pope (Freddie Fox) sowie Kopfgeldjäger Hannah (Hugo Weaving) damit beauftragt, dem Rebellen den Garaus zu machen…

Der Armee-Offizier Pope (Freddie Fox) in Black 47
Der Armee-Offizier Pope (Freddie Fox) © 2018 ASCOT ELITE Entertainment GmbH

Diese Zeit erfolgte zwischen 1845 und 1852. Am Ende war rund ein Viertel der Bevölkerung tot. Andere flüchteten z.B. nach Amerika. Die Auswirkungen dieser Katastrophen werden im Drama gut und vor allem glaubhaft geschildert. Doch das eigentliche Leid zeigt sich eigentlich nur bei den Statisten. Das ist schade und entbehrt einer größeren emotionalen Bindung wie z.B. gegenüber der Hauptperson. Statt eines trauernden Familienangehörigen kriegt man nur den berechnenden und überlegenen Rächer zu Gesicht.

Die Herangehensweise zielt auf eine Figur ab, von der man nichts weiß und ebenfalls länger wenig erfährt – sowohl hinsichtlich des Charakters als auch dessen Vergangenheit. Damit dieser gern vorgetragene Kniff aber aufgeht, braucht es im Folgenden tiefergehende Momente. Nur dank den jüngsten Erlebnissen kann man sich mit Feeneys Wut identifizieren. Oder soll man sich vielleicht mehr auf Hannah (Hugo Weaving) konzentrieren? Das wird leider nicht klar und stört schlicht bei der Fixierung auf einen Protagonisten, was man sich an einigen Stellen gewünscht hätte.

Freddie Fox in Black 47
Feuer frei! © 2018 ASCOT ELITE Entertainment GmbH

Solche Dinge werden dann durch die meist realistisch inszenierte Action, den sehr gut aufspielenden Cast sowie den guten Willen, Historie und Action in Einklang zu bringen, gedeckt. Der Rachefilm ist darüber hinaus erfreulicherweise weit entfernt von einem bloßen Abschlachten unsympathischer Antagonisten. Die ganz genauen Motive oder das nächste Ziel sind vor allem im Mittelteil aber schwer zu durchleuchten.

Bild:

Der triste graue Zeitabschnitt wird immer wieder nach Szenenwechseln mit hellen Bildern unterbrochen. Sehr stimmige Standbilder mischen sich mit qualitativ mieseren Hintergründen ab, was den Eindruck ein wenig trübt. Trotzdem passt das natürlich zum Gesamtbild ebenso wie körnigere Momente in dunklen Lichtverhältnissen.

Ton:

Zu Beginn gibt eine Erzählerstimme den Rahmen des Films wieder. Ansonsten fällt beim Ton der Blu-ray die historisch anmutende Musik und Sprache auf. Das wird stimmig eingesetzt.

Extras:

Bonusmaterial liegt bis auf die Trailer nicht vor.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
6/10

Kurzfassung

Ernste Robin Hood-Variante zu Zeiten einer großen Hungersnot in Irland.

Fazit:

„Black 47“ ist ein kleiner Film über ein spannende und zugleich furchtbare Zeit in Irland geworden. Auch wenn die gesamte Problematik eher als Rahmen genutzt wird und die Charaktere ungenügend durchleuchtet werden, bleibt ein gutes Rachedrama über.


von Nicolas Wenger

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