Battle of the Sexes – Blu-ray Kritik: Mehr als nur ein Sportfilm

Battle of the Sexes: Billie Jean King (Emma Stone) und Bobby Riggs (Steve Carell)
Battle of the Sexes: Billie Jean King (Emma Stone) und Bobby Riggs (Steve Carell) © 2017 Twentieth Century Fox

Die Kritik:

Battle of the Sexes - Blu-ray-Cove
Battle of the Sexes – Blu-ray-Cover © 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Sowohl Emma Stone als auch Steve Carell wurden jeweils für einen Golden Globe für ihre Rollen in Battle of the Sexes nominiert. Nach Crazy, Stupid, Love, ist dies ihre zweite Zusammenarbeit. Optisch ist Emma Stone hier kaum wiederzuerkennen. Doch nicht nur äußerlich hat sie sich in ihre Figur Billie Jean King verwandelt. Auch schauspielerisch ist das wieder einmal nach ihrem Oscargewinn für die Hauptrolle in La La Land eine Glanzleistung. Dass er mehr als nur ein guter Darsteller in Komödien ist, hat Steve Carell bereits in Foxcatcher vor 3 Jahren unter Beweis gestellt. Hier bestätigt Carell, der in den letzten Jahren mit Rollen in Freeheld oder The Big Short immer mehr im Drama-Genre Fuß fasste,  hier ein weiteres Mal, wie vielfältig er als Schauspieler einsetzbar ist. Doch die beiden allein haben nicht ausgereicht, damit der Streifen mehr als lediglich „ein guter Film“ wird. Dies hat ein paar Gründe auf die im Laufe dieser Kritik näher eingegangen wird.

Erzählt wird die wahre Geschichte der Tennisspielerin Billie Jean King (Emma Stone) und ihrem Kampf um Gleichberechtigung, insbesondere um gleicher bzw. zumindest ähnlicher Bezahlung von männlichen und weiblichen Tennispielern. Daraufhin gründete sie die Virginia Slim Series, welche heute als die WTA bekannt ist, was die weibliche Turnierserie ist und somit das Pendant zur männlichen Turnierserie der ATP bildet. Der chauvinistische Bobby Riggs (Steve Carell) versucht derweil King zu einem Duell Mann gegen Frau zu überreden. Riggs, der mittlerweile 55 Jahre alt ist und mit seiner Glücksspielsucht auch für große Eheprobleme sorgt, lockt sie mit einem hohen fünftstelligen Preisgeld. Neben dem Kampf um gleiche Bezahlung, lernt King die Friseurin Marylin (Andrea Riseborough) kennen mit der sie eine Affäre anfängt.

Billie Jean King (Emma Stone) beim Training © 2017 Twentieth Century Fox
Battle of the Sexes: Billie Jean King (Emma Stone) beim Training © 2017 Twentieth Century Fox

Die Story besitzt viele Facetten. Zum einen ist es ein Sportfilm, andererseits ein gesellschaftskritischer Film über die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern. Auch wenn die Geschichte rund um Billie Jean King und ihrem Match gegen Bobby Riggs nun 45 Jahre her ist, ist die sog. gender pay gap auch heute noch eine allgegenwärtige Problematik, die viele beschäftigt. Integriert in den Film ist die lesbische Liebesaffäre zwischen Billie Jean und Marylin, obwohl Billie Jean mit einem Mann verheiratet ist. So sind viele Probleme und Themen in den Film eingebettet, doch so wirklich will der Funke nicht überspringen. Bei den Tennismatches kommt keine wirkliche Spannung auf. Hier sind die meisten realen Grand-Slam-Matches wesentlich aufregender. Auch was die gesellschaftskritische Komponente angeht, reißt der Film keine Bäume aus. Es passiert nicht viel. Es gibt kaum Konfliktpotenzial, weswegen der Film es nicht ganz schafft den Zuschauer komplett mitzunehmen.

Nichtsdestotrotz ist der Film aus vielerlei Hinsicht dennoch wirklich sehenswert. Der Film wirkt in seiner Inszenierung sehr authentisch. Vor allem sieht er optisch wirklich aus wie ein Film aus den 70er. Die Ausstattung ist einfach top und man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt. Köstum, Frisuren und das gesamte Szenenbild sind sehr realitätsnah an die damalige Zeit angepasst. Auch optisch ähneln sich Emma Stone und vor allem Steve Carell ihren realen Figuren sehr.

Battle of the Sexes: Billie Jean King (Emma Stone) und Bobby Riggs (Steve Carell) in der Kabine © 2017 Twentieth Century Fox
Battle of the Sexes: Billie Jean King (Emma Stone) und Bobby Riggs (Steve Carell) in der Kabine © 2017 Twentieth Century Fox

Zwar kommt bei den Matches keine Spannung auf, jedoch muss man den Machern zugutehalten, dass die Matches wie auch der gesamte Film sehr realistisch in Szene gesetzt wurden. Der Film hat darüber hinaus die passende Brise Humor, auch wenn hier Luft nach oben ist. Die Darsteller machen wie anfangs erwähnt einen klasse Job. Emma Stone wirkt auch von der Physis wie eine echte Tennisspielerin aus den 70ern. Steve Carell geht in seiner Rolle als chauvinistisches Schwein, für den Frauen auf dem Tenniscourt höchstens Bälle einsammeln sollten, voll auf und auch wenn seine Figur ein ziemliches Großmaul ist, letztlich nicht vollends unsympathisch von Steve Carell dargestellt wird. Die Nebendarsteller glänzen ebenfalls durch die Bank hinweg. Andrea Riseborough als Friseurin und Affäre von Billie Jean King überzeugt genauso sehr wie Elizabeth Shue als Ehefrau von Bobby Riggs oder Bill Pullmann, der Jack Kramer verkörpert, welcher der Manager der Tennistour ist aus der King ausgestiegen ist. Pullmann spielt ebenfalls ein Großmaul, für den Frauen auf dem Tennisplatz aus biologischen Gründen nicht mit dem Druck umgehen können, und deswegen keine Chance gegen Männer haben. Es gibt noch eine lange Reihe von frauenfeindlichen Sprüchen von ihm, welcher er jedoch auf unsympathischer und humorloser Art vorträgt und damit nicht direkt mit Carells Figur vergleichbar ist. So verhindert schließlich eine authentische und liebevolle Inszenierung mit tollen Darstellern, dass der Film ins Mittelmaß abrutscht.

Bild:

Mit überwältigenden Bilder wird man in Battle of the Sexes nicht konfrontiert. Dennoch ist die Bildqualität mehr als ordentlich. Besonders der Flair der 70er Jahre und damit das leicht kriselige Bild sorgen auch in der  technischen Umsetzung der Blu-ray für eine authentische Stimmung.

Ton:

Battle of the Sexes: Bobby Riggs (Steve Carell) in Aktion auf dem Tenniscourt © 2017 Twentieth Century Fox
Battle of the Sexes: Bobby Riggs (Steve Carell) in Aktion auf dem Tenniscourt © 2017 Twentieth Century Fox

In der Originalsprache gibt es eine DTS-HD MA 7.1 Kodierung, die für einen klaren und sauberen Sound sorgt. Das Audioformat DTS 5.1 gibt es in der deutschen Version des Filmes, weswegen empfohlen wird, den Film im Original anzuschauen. Grundsätzlich ist der Sound sehr klar und besonders die Szenen bei den Tennisspielen klingen äußerst authentisch. Insbesondere der Lärm auf den Zuschauerrängen führt dazu, dass man sich so fühlt, als ob man mittendrin im Stadion wäre.

Extras:

Bei den Extras gibt es Originalaufnahmen von Billi Jean King, wie sie auf einer Sänfte auf das Spielfeld beim Duell gegen Bobby Riggs getragen wird. Leider ist diese Aufnahme ohne Ton. Außerdem gibt es ein 18-minütiges Featurettes, das Cast & Crew zu Wort kommen lässt, einen Blick hinter den Kulissen wirft und auch Originalaufnahmen aus dem Jahr 1973. Die echte Billie Jean King ist ebenfalls zu sehen. Zudem gibt es ein 10-minütiges Interview mit der mittlerweile 74-jährigen Billie Jean King. Letztlich gibt es noch zwei Bildergalerien. Eine Galerie mit Bildern hinter den Kulissen und eine Galerie mit Bildern vom Set Design, also der Ausstattung.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 6.5/10
    Extras - 6.5/10
7/10

Kurzfassung

Battle of the Sexes ist ein sympathischer kleiner Film mit starken Darstellern, welcher einen jedoch nicht mitnimmt und wenig Spannung und Dramatik parat hält.

Fazit:

Eine unspektakuläre Erzählweise, die einen nicht vom Hocker reißt und für geringe Spannung und Dramatik sorgt, werden durch klasse Darstellerleistungen und einer authentischen Inszenierung wettgemacht. Letztlich ist es eine wichtige und auch vor allem auch in der heutigen Zeit brisante Problematik, die in diesem Film aufgegriffen wird und vielleicht nicht besonders spannend, jedoch sehr glaubwürdig filmisch umgesetzt wurde.


von Morteza Wakilian

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