Ballon – Blu-ray Kritik: Ein Film der überrascht

Szene aus Ballon
Szene aus Ballon © Studiocanal Home Entertainment

Die Kritik:

Ballon Blu-ray © Studiocanal Home Entertainment

Vor allem die Nachbarn der Familie Strelzyks wären niemals darauf gekommen was gegenüber ihres Heims passiert. Gemeinsam mit Familie Wetzel planen sie die Flucht aus der DDR in den Westen und stellen dafür einen großen Heißluftballon her der diese über die Grenze tragen soll. Als aber Günter (David Kross) und Petra (Alicia von Rittenberg) Wetzel jedoch kalte Füße bekommt, packen Peter (Friedrich Mücke) und Doris (Karoline Schuch) Strelzyk ihre Kinder in die Gondel des Ballons und starten den Fluchtversuch. Dieser scheitert leider knapp und sie stürzen ab. Zwar unverletzt aber nun mit der Stasi dicht auf den Fersen beginnt für beide Familien ein Wettlauf gegen die Zeit bei dem es gilt einen neuen Ballon zu bauen und zu flüchten und das bevor Stasi-Oberstleutnant Seidel (Thomas Kretschmann) und sein Gefolge ihnen auf die Spur kommt.

Michael Bully Herbig, bekannt aus „Traumschiff Surprise“ oder „Der Schuh des Manitu“, ist schon sehr lange ein fester Bestandteil der deutschen Film -und Fernsehkultur und wird nicht selten als deutsche „Ikone“ in der Hinsicht benannt. Mit „Ballon“ wendet er sich erstmals völlig von der Comedy-Richtung ab und behandelt ein ernstes Thema entsprechend seriös. Auch schauspielerisch hält er sich komplett raus und konzentriert sich nur auf die Regie.

Das Tempo wird schon zu Beginn des Filmes hoch gesetzt und fesselt den Zuschauer direkt von der ersten Sekunde an. Dieses schnelle Tempo, dieses Gefühl des „gestresst Sein“, zieht sich fortan durch den ganzen Film und wird dennoch immer mal wieder mit kurzem Ausbremsen versehen in denen man auch als Zuschauer kurz zur Ruhe kommt. Der Druck wird stark wegen Oberstleutnant Seidel, aber vor allem aufgrund der schauspielerischen Leistung die Thomas Kretschmann aufbringt erzeugt und wird durch die sehr starke Leistung aller anderen Beteiligten unterstützt. Jeder Charakter wirkt authentisch, sowohl vor dem Aspekt der Historie (Kleidung, Sprache, usw.) als auch vor dem Aspekt der Angst und dem Druck den sie ausgesetzt waren.

Ein Wettlauf gegen die Zeit: Günter Wetzel (David Kross) näht unter Hochdruck.
Ein Wettlauf gegen die Zeit: Günter Wetzel (David Kross) näht unter Hochdruck. © Studiocanal Home Entertainment

Bedenkt man nun, dass der ganze Film auf einer wahren Begebenheit basiert bekommt man wirklich das Gefühl, man begleite Familie Strelzyk bei ihrer nervenaufreibenden Flucht. Nicht aber nur die bereits erwähnte Kleidung oder Sprache fallen auf – Die ganzen Sets bzw. die generelle Aufmachung stehen mehr als deutlich für eine sehr gründliche Recherchearbeit und Hingabe die nicht nur als Unbeteiligter (wie ich es bin) genau nachfühlen lassen wie es sich in der DDR gelebt hat, sondern sich auch Zeitzeugen einstimmig dazu bekennen, dass sie sich sehr an früher zurückerinnern wenn sie den Film schauen.

Bild:

Ballon schafft Bilder die sich einbrennen und zeigt, dass Hingabe und sorgfältige Recherche immer dazu führen können, längst vergangene Zeiten wieder glaubhaft zum Leben zu erwecken. Anders als bei manch anderen deutschen Produktionen hat der Film einen sehr hochwertigen Look und strahlt die Mühe die sich gemacht wurde förmlich aus.

Ton:

Auffallend gut, ist die Sprache getroffen die damals geläufig war. So wird es den meisten nicht auffallen an wie vielen Stellen wirklich, Redewendungen oder dergleichen an die damalige Zeit angepasst wurden aber vor allem den Zeitzeugen wird dies auffallen.

Extras:

Alicia von Rittberg in Ballon
Alicia von Rittberg in Ballon © Studiocanal Home Entertainment

Die Extras sind auch ohne den Film gesehen haben Interessant, da die Interviews mit ein paar der echten Strelzyks beinhalten, sind aber selbstverständlich direkt nach dem Film umso faszinierender. Störend hierbei ist, dass sich vieles in den verschiedenen Extras wiederholt.

Was für ein Aufwand: Ein Hintergrundbericht von den Dreharbeiten und den Zeitzeugen
Die Requisiten
Die Nachbildung des Ballons
Über die Geschichte
Über die Einbindung der Zeitzeugen
Making of
B-Roll
Trailer
Trailershow

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7.5/10

Kurzfassung

Ballon ist ein Film der überrascht, da man Michael Herbig zugegebenermaßen nicht zugetraut hätte, die ernste Schiene so gut fahren zu können und allen voran ein Film mit der mittlerweile überstrapazierten DDR als Thematik schmackhaft zu machen.

Fazit:

Ballon ist ein Film der mich überrascht hat, da ich Herbig zugegebenermaßen nicht zugetraut hätte, die ernste Schiene so gut fahren zu können und mir allen voran ein Film mit der mittlerweile überstrapazierten DDR als Thematik schmackhaft zu machen. Trotz des bekannten Ausgangs bleibt der Film durchweg spannend und man fiebert mit den Charaktern mit. Auch die dramatogische Freiheit der sich Herbig durchaus bedient indem er beispielsweise 3 Fluchtversuche zu 2 komprimiert hat wirkt zu keinem Zeitpunkt störend und lassen den Film runder wirken. Zu bemängeln gilt zuallerletzt noch, dass es stellenweise zu viel Drama gab – zu viel Musik, zu viel Symbolik oder Metaphern und hier und da unnötige Momente die über die Stränge schlagen.
Insgesamt ein sehr gelungener Film und ein klares Statement von Michael Bully Herbig.


von Esteban Belon

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