Baby Driver – Blu-ray Kritik: Ansel Elgort als Fluchtfahrer

Baby Driver: Ansel Elgort und Jamie Foxx
Baby Driver: Ansel Elgort und Jamie Foxx © Sony Pictures Home Entertainment

Die Kritik:

Baby Driver Blu-ray Cover
Baby Driver Blu-ray Cover © Sony Pictures Entertainment 2017

Edgar Wright war im Jahre 2003 Regisseur für ein Musikvideo, das von einem Fluchtfahrer handelte, der, während seine Kollegen die Bank ausraubten, zu einem Lied alleine im Auto abrockte und genau dieses Lied für ihn als Stoppuhr für den Überfall galt. Da er diese Idee schon lange besaß und sie endlich umsetzen wollte entstand Baby Driver.

Handlung:

In „Baby Driver“ geht es um Baby (gespielt von Ansel Elgort), der als Fluchtfahrer seine Schulden bei Doc (gespielt von Kevin Spacey) abbezahlt. Nach einem dieser Aufträge als Fahrer lernt er Debora (gespielt von Lily James) kennen, die seine Liebe zur Musik zu teilen scheint und er fühlt sich zum ersten Mal seit langem wieder entspannt. Doch Doc ist gegen diese Entspanntheit, er ist rigoros und hat viele Regeln die es einzuhalten gilt. Eine davon ist es nie mit der gleichen Teamkonstellation einen Überfall zu planen. So kommt es dazu, dass Baby immer wieder neue Komplizen erhält, die immer krasser zu werden drohen. Als jedoch eines Tages sein Team aus dem verrückten Bats (gespielt von Jamie Foxx) und den sehr temperamentvollen Turteltauben Buddy und Darling (gespielt von Jon Hamm und Eiza González) bestehen wird ihm klar, was er wirklich will.

Baby Driver: Debora (LILY JAMES) und Baby (ANSEL ELGORT)
Baby Driver: Debora (LILY JAMES) und Baby (ANSEL ELGORT) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Die Geschichte von „Baby Driver“ wird linear erzählt und bietet einige nervenaufreibende Momente, sowie Stellen an denen man ein breites Grinsen im Gesicht hat. Das Beste ist jedoch, dass der Soundtrack mit der Handlung verwoben wurde und auch diese Entscheidung in Bezug auf die Charaktere Sinn macht. Ich habe in den letzten paar Jahren kaum einen Actionfilm gesehen, der so perfekt eine Geschichte abrundet und trotzdem nicht auf alte Formulare zurückgreift. Das einzige was man kritisieren könnte ist die Tiefe des Films. Beim mehrmaligen ansehen wird klar, dass „Baby Driver“ zwar ein grandioses Konzept verfolgt und ausführt, aber eben genau dieses Konzept auch sehr limitierend wirkt. Es kann daher nicht so sehr auf Charaktere eingegangen werden, da die Musik der größte Darsteller im Film ist und vieles überschattet. Das ist schade, da sowohl ein paar mehr Hintergrundinfos zu Baby, als auch mehr persönliche Momente nicht geschadet hätten.

Charaktere:

In „Baby Driver“ sind zwar die bösen nahezu eindimensional böse, aber das macht den Film nicht schlecht, da sie somit eher in Babys Welt passen. Bats ist übertrieben verrückt, das Pärchen Buddy und Darling sind unfassbar ineinander verliebt und würden alles füreinander tun und der souveräne Doc ist stoischer als ein Klotz Blei.

Baby Driver: Darling (EIZA GONZALEZ) und Buddy (JON HAMM)
Baby Driver: Darling (EIZA GONZALEZ) und Buddy (JON HAMM) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Debora und Babys Ziehvater Joseph (gespielt von CJ Jones) sind hingegen ausschließlich gutmütig und hilfsbereit, während Baby in der moralischen Mitte liegt. Da wir den kompletten Film aus Babys Perspektive sehen, zeigt er uns seine Welt und genau diese Sicht macht Baby zu einem interessanten Charakter. Wir erfahren stückchenweise etwas über Babys Vergangenheit, warum er immer Musik hört, warum er extrem selten redet, wie seine Moral zustande kommt und was er wirklich möchte und ist.

Was den ganzen Film letzten Endes jedoch trägt sind die ehrlichen und hoffnungsvollen Interaktionen zwischen Baby und Debora, die sich echt und unschuldig anfühlen. Man fiebert richtig mit, wenn Debora und Baby in Gefahr schweben und das ist bei einem so eigentlich lockeren Filmkonzept äußerst wichtig.

Bild:

An dieser Stelle muss man anmerken, dass „Baby Driver“ sehr ungewöhnlich gefilmt wurde. Der Regisseur Edgar Wright hat zuerst die 35 Lieder herausgesucht mit denen er dann ein Drehbuch geschrieben hat, woraufhin er anschließend die Szenen zur Musik filmte. Das Resultat ist phänomenal.

Baby Driver: Baby (ANSEL ELGORT) und Debora (LILY JAMES)
Baby Driver: Baby (ANSEL ELGORT) und Debora (LILY JAMES) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Am Anfang des Films sieht man wie Baby einen Kaffee holen geht und wirklich alles ist mit dem zu hörenden Lied synchron. Der Songtext ist in jedem Bild bzw. in jeder Aktion die Baby macht repräsentiert und so klebt zum Beispiel ein Sticker mit „Come on baby one more time“ an einer Ampel während der Satz zu hören ist. Was mich auch total fasziniert hat ist die Tatsache, dass fast alle Schüsse, Polizeisirenen und Bewegungen zum Takt der Musik passten (wie im TeKillYah Trailer). Der absolute Höhepunkt war jedoch eine Verfolgungsjagd, die von Auto zu Fuß und dann wieder zu Auto wechselt, begleitet von dem Lied „Hocus Pocus“ von der Band „Focus“.
Die schnellen Gitarren des Liedes werden benutzt, wenn Baby im freien sprintet, als er sich für ein paar Sekunden versteckt wird der Jodel-Teil verwendet, anschließend führt die Verfolgungsjagd durch ein Einkaufszentrum in dem sich das Tempo erneut ändert und sich der Szene anpasst. Zum Abschluss kommt die Verfolgungsjagd zum Halt mit einem witzigen Akkordeon-Teil als Baby einer älteren Dame das Auto klaut. Es gibt noch mehr solche Szenen und da der ganze Film so geplant wurde, ist es eine Erfahrung, die man so noch nicht erlebt hat.
Neben der genialen Verschmelzung von Bild, Handlung und Musik bleibt aber Edgar Wrights visueller Humor nicht auf der Strecke. So gibt es zum Beispiel einen kleineren Moment in dem ein Komplize nach vorne (links) zeigt, aber das Auto nach hinten (rechts) wegfährt.
Die Belichtung und die Kameraeinstellungen so wie die Farbwahl von wichtigen Gegenständen und Charakteren ist gut durchdacht und lässt einige Entscheidungen interpretierbar.
Die Blu-ray bietet ein scharfes Bild und muss im Vergleich zur Kinofassung nichts einbüßen.

Ton:

Baby Driver: (v.l.n.r.) Baby (ANSEL ELGORT), Bats (JAMIE FOXX), Darling (EIZA GONZALEZ) und Buddy (JON HAMM)
Baby Driver: (v.l.n.r.) Baby (ANSEL ELGORT), Bats (JAMIE FOXX), Darling (EIZA GONZALEZ) und Buddy (JON HAMM) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Der Sound von „Babydriver“ ist gewaltig. Ob nun der Soundtrack eine Schießerei, Verfolgungsjagd oder nur einen Gang zum Kaffeeladen untermalt, er passt zu jeder Szene perfekt. Durch die Unterstützung von DTS HD MA 5.1 erhält der Film die Soundqualität der Kinoversion, doch auf der Bluray kann man nun komischerweise die kleinen Hintergrundgeräusche, wie einen bellenden Hund oder das Rennen im Takt, die die Musik in der Welt festigen besser heraushören.
Der Film bietet jedoch eine kleine Unannehmlichkeit, die sich auf den Untertitelgebrauch bezieht, denn in den Szenen in denen mit Zeichensprache kommuniziert wird, gibt es keine deutschen Untertitel und man muss sie, wenn man nicht des Englischen mächtig ist, manuell einstellen.

Extras:

Die Blu-ray-Version von Baby Driver bietet über 2 ½ Stunden Extramaterial, sowie zwei Kommentarspuren.
Die erste Kommentaraudiospur ist mit dem Regisseur Edgar Wright alleine und die zweite ist mit Edgar Wright und dem Director of Photography Bill Pope.
Die Highlights der Extras sind die Animatics von den Szenen des ersten Bankraubs, des Killer Songs, der maskierten Räuber, des Bauernmarkts und der Verfolgungsjagd (ca. 36 min.), sowie das komplette Storyboard des Films und die Behind The Scenes (ca. 45 min.). Rausgeschnittene Szenen sind zwar auch vorhanden, sind jedoch aufgrund der Produktionsweise, kaum vorhanden. Außerdem sind auch Proben (ca 17 min.), Promos (ca. 19 min.) und das Originalmusikvideo bei dem die Prämisse von Baby Driver entstanden ist zu finden.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 10/10
    Bild - 10.0/10
  • 9.5/10
    Ton - 9.5/10
  • 8.5/10
    Extras - 8.5/10
9/10

Kurzfassung

„Baby Driver“ ist einer der stylischsten Filme überhaupt und ein fantastischer Actionfilm mit genug Kreativität und Einzigartigkeit, dass er so schnell nicht mehr vergessen wird.

Fazit:

Wer perfekt synchronisierte Aktionen auf Musik in Filmen liebt, der wird „Baby Driver“ vergöttern und wer allgemein Actionfilme mag wird ihn lieben. Es ist die perfekte Mischung aus Thriller, Heist-Movie, Action, Comedy und Musical was „Baby Driver“ so einzigartig macht. Kreativ, witzig, rhythmisch, spannend und triefend vor Stil ist „Baby Driver“ ein Film, über den man noch eine ganze Weile reden wird.


von Daniel Engel

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