Assassin’s Creed – Blu-ray Kritik: Videospielverfilmung der besseren Art?

Michael Fassbender als Aguilar
Michael Fassbender als Aguilar © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Assassin’s Creed Blu-ray Cover © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Namen Altaïr Ibn-La’Ahad, Ezio Auditore da Firenze oder Edward Kenway sind vielen Videospielern nur allzu gut bekannt, handelt es sich doch bei allen um Charaktere aus dem erfolgreichen Spielefranchise ‚Assassin’s Creed‘ – was so viel bedeutet wie: Credo des Assassinen, welches erstmals im Jahr 2007 für alle gängigen Spielsysteme in Erscheinung trat. Seit dieser Zeit sind eigentlich immer mit jährlichem Abstand bislang acht Hauptspiele sowie zahlreiche Ableger erschienen, die allesamt sehr erfolgreich von der Fangemeinde aufgenommen wurden und sich insgesamt über 100 Millionen mal verkauft haben. Technisch waren die Spiele zwar nicht immer komplett ausgereift, boten aber zumindest immer eine gute Story und auch spannende Zweikämpfe zwischen Templern und Assassinen. Dieser alte Krieg der zwei Fraktionen hat nun endlich seinen Weg auf die große Leinwand gefunden, wo er zwar nicht ganz so erfolgreich lief wie vermutlich angenommen, jedoch trotzdem knapp das doppelte seiner Produktionskosten wieder einspielte. Nun erscheint der Film am 11. Mai auf Blu-ray und wir berichten in unserem Review, ob der Trip in den Animus einen Blick wert ist.

Leider ist die Geschichte nicht an die Handlung des ersten Videospiels gekoppelt, sondern erzählt eine andere Story: Mit einer revolutionären Technologie namens Animus, die seine genetischen Erinnerungen entschlüsselt, erlebt Callum Lynch (Michael Fassbender) die Abenteuer seines Vorfahren Aguilar de Nerha im Spanien des 15. Jahrhunderts. Callum erkennt, dass er von einem mysteriösen Geheimbund der Assassinen abstammt und sammelt unglaubliches Wissen und Fähigkeiten, um sich dem unterdrückenden und mächtigen Templerorden, welcher bei der Abstergo Foundation unter der Führung von Alan Rikkin (Jeremy Irons) und dessen Tochter Dr. Sophia Rikkin (Marion Cotillard) geheime Forschung betreibt, in der Gegenwart entgegenzustellen.

Assassin’s Creed - Der Animus
Assassin’s Creed – Der Animus © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Wie man unschwer herauslesen kann, erweist sich die Änderung der ursprünglichen Handlung der Videospielvorlage als etwas ungünstig. Von Desmond Miles (Subject 17), der in der Ur-Trilogie das feste Bindeglied zwischen der Realität und der Erinnerung im Animus gewesen ist, der in die Rolle seiner Urahnen Altaïr Ibn-La’Ahad, Ezio Auditore da Firenze sowie Retonhakè:tòn – der auch Connor genannt wird, schlüpfte, ist in der 125 Millionen US-Dollar teuren Leinwandadaption von Regisseur Justin Kurzel (‚Macbeth‘) nichts zu sehen. Stattdessen gab das Drehbuch von Adam Cooper, Bill Collage und Michael Lesslie vor, mit Callum Lynch einen vollkommen neuen Charakter einzuführen, der auch nicht wie Desmond ursprünglich als Barkeeper tätig ist, sondern vielmehr einen Hang zur Gewalt hat und wegen eines Mordes an einem Zuhälter eine Haftstrafe im Staatsgefängnis von Huntsville, Texas absitzt. Dort wird er durch die Todesstrafe vorsätzlich durch eine Giftspritze hingerichtet, erwacht jedoch kurze Zeit später im sogenannten Rehabilitationszentrum der Abstergo Foundation in Madrid. Unter ihre Fittische nimmt ihn dort Dr. Sophia Rikkin, die versucht die Gewalt des Menschen, welche sie als Krankheit bezeichnet, zu heilen. Als Schlüssel dazu soll ihr der Edenapfel dienen – ein biblisches Artefakt, welches nicht nur den ersten Ungehorsam des Menschen enthält sondern es zudem ermöglichen soll, den Willen der gesamten Menschheit zu kontrollieren. Zu diesem Zweck hat sie den Animus entworfen, eine Maschine, mit dessen Hilfe Callum die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha, einem Mitglied der Assassinen, zur Zeit der Spanischen Inquisition zu durchleben. Dieser ist nämlich der Einzige, der den Aufenthaltsort dieses mächtigen und wohl gehüteten Artefaktes kennt.

Assassin’s Creed - Michael Fassbender als Aguilar
Assassin’s Creed – Michael Fassbender als Aguilar © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Darstellung des Animus ist im Film dabei sehr beeindruckend, jedoch ebenfalls vollkommen anders dargestellt. Im Videospiel war es lediglich eine elektronische Schlafbank, hier ist es nun eine aufwendige Maschine mit einem langen Greifarm, der mit der Hüfte des Probanden verbunden ist. Die geistige Verbindung zum Animus erfolgt dabei über einen Epidoralaufsatz im Nackenbereich, durch die Callum in die Erinnerungen seines Urahnen eintauchen kann. Dabei bewegt er sich fest verbunden mit dem Greifarm durch den Raum, kann springen, klettern und selbstverständlich auch kämpfen – es findet eine vollständige Simulation statt – vorausgesetzt natürlich, Callum bleibt in der Erinnerung und synchronisiert sich vollständig mit dieser. Das spanische Andalusien des Jahres 1492 ist dabei ebenfalls sehr schön anzusehen und fängt dank toller Kameraführungen und großartig gestalteter Aufnahmen die Atmosphäre des Spiels perfekt ein. Dazu gibt es im Animus dauerhaft actiongeladene Sequenzen zu sehen, wie beispielsweise waghalsige Kletter- und Sprungeinlagen sowie großartig choreografierte Kämpfe. Kleinigkeiten wie der umherfliegende Adler, die Assassinen-Posen oder der Todessprung, der in einem solchen Film natürlich nicht fehlen darf, werden natürlich ebenfalls geboten und bieten erstklassigen Fan-Service. Bedauerlich ist dabei nur, dass die Geschichte des Films nicht wirklich in Fahrt kommt und auch den Charakteren kein Raum zur Entfaltung gelassen wird. Der wortkarge Michael Fassbender mimt den Assassinen zwar sehr gut, bleibt dabei aber genauso blass wie seine geheime Assassinen-Liebe Maria (Ariane Labed) oder der Rest des Cast, der mit namhaften Darstellern wie Jeremy Irons, Charlotte Rampling (Ellen Kaye) Brendan Gleeson (Joseph Lynch) sowie Marion Cotillard prominent besetzt wurde. Etwas ärgerlich ist zudem, dass der Film nachdem er ohnehin inhaltlich nicht viel zu bieten hat, noch nicht einmal mit einem richtigen sondern stattdessen einem offenen Ende aufwartet. Ob es Callum allerdings gelingt, durch den Trip in die Vergangenheit den Edenapfel zu finden und ob er diesen tatsächlich den modernen Templern überlässt, wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Bild:

Die Bildqualität von ‚Assassin’s Creed‘, der im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 (16:9) gehalten ist, präsentiert sich wechselhaft, was allerdings seitens der Produzenten durchaus so gewollt war. Während in der modernen Welt alles etwas kühl und steril wirkt und überwiegend mit Blautönen dargestellt wird, dominieren in der Animus-Welt des 15. Jahrhunderts wärmere Farbtöne mit orangener und brauner Colorierung.

Marion Cotillard als Dr. Sophia Rikkin
Marion Cotillard als Dr. Sophia Rikkin © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Was ebenfalls in der Animus-Welt auffällt ist, das die Bildschärfe nicht immer optimal ist, was zum einen durchaus den Effekten geschuldet sein dürfte, zum anderen aber auch Teil des Stilmittels ist. Beeindruckend sind die Bilder im spanischen Andalusien im Jahr 1492 aber dennoch, auch wenn die Bildruhe nicht immer optimal ausgefallen ist, die Schnitte manchmal arg hektisch sind und auch der Transfer stets von einem sichtbaren Filmkorn begleitet wird. Die Passagen in der realen Welt wirken im direkten Vergleich deutlich ruhiger und suggerieren auch eine höhere Detailzeichnung, bieten aber ebenfalls einige weichere Szenen, wie die Außenansicht des Abstergo-Komplexes ab Spielzeit 15:15 Minuten verdeutlicht. Insgesamt aber ein sehr gutes Bild, das zudem über ein sehr ausgewogenes Kontrastverhältnis verfügt, dessen Schwarzwert gelegentlich aber etwas satter hätte ausfallen dürfen.

Ton:

Der deutsche Ton von ‚Assassin’s Creed‘ kann sich hören lassen, auch wenn man es hier lediglich mit einem verlustbehafteten DTS 5.1-Mix zu tun hat. Die Abmischung klingt aber erfreulich kräftig und aktiv, bietet viele dynamische Effekte und vermittelt dadurch eine durchgehend gute Räumlichkeit. Die Filmmusik des australischen Filmkomponisten und Musikers Jed Kurzel, der nebenbei erwähnt der kleinere Bruder des Regisseurs ist, hat es ebenfalls in sich, klingt sehr stimmig und untermalt das Geschehen stets mit den richtigen Klängen. Der Tieftonkanal wird bei der Action ebenfalls ordentlich gefordert und lässt bei Pferdegetrampel, Kutschenunfällen oder Kampfeinlagen den Subwoofer reichlich arbeiten. Die Dialoge bleiben derweil die meiste Zeit über klar verständlich, auch wenn es vor allem im Animus eigentlich kaum ruhige Szenen gibt. Nochmals etwas differenzierter, jedoch nicht merklich kräftiger, geht es beim verlustfreien Originalton in DTS-HD Master Audio 7.1. Ebenfalls auf der Disc mit enthalten sind zwei weitere Tonspuren auf Französisch und Italienisch, welche jeweils mit DTS 5.1-Sound aufwarten.

Extras:

Maria (Ariane Labed)
Maria (Ariane Labed) © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

▪ Hinter den Kulissen von „Assassin’s Creed“ (41:05 min.)
▪ Unterhaltungen mit Justin Kurzel (ca. 20:22 min.)
▪ Entfallene Szenen (ca. 22:23 min.)
▪ Original Kinotrailer 1 & 2 (ca. 4:22 min.)
▪ Bildergalerie
▪ Geheimes Easter-Egg

Das Herzstück der Extras stellt zweifelsohne das fünfteilige Making-of mit dem Titel „Hinter den Kulissen von Assassin’s Creed“ dar, welches nicht nur auf das Videospiel genauer eingeht sondern auch informative Einblicke in die Entstehung der Film-Produktion gewährt. Weiter geht es mit „Unterhaltungen mit Justin Kurzel“, welche sich mit den Effekten sowie der Filmmusik von Jed Kurzel auseinandersetzen, während es auch einen interessanten Beitrag zu den „Entfallenen Szenen“ zu sehen gibt. Dort erfährt man von Regisseur Justin Kurzel und Cutter Christopher Telefsen nämlich nicht nur, welche Probleme es mit einigen Szenen gab, sondern auch weshalb man sich dazu entschied, eine bestimmte Figur komplett aus dem Film zu entfernen. Zum Schluss gibt es noch eine aufschlussreiche Bildergalerie sowie zwei originale Kinotrailer zu sehen und auch ein Easter-Egg versteckt sich im Hauptmenü. Zu diesem gelangt man, wenn man von „Film starten“ einmal nach links drückt – dann erscheint am oberen linken Bildrand ein rotes Assassinen-Logo, welches euch zu einem 10-sekündigen Screenshot geleitet. Dieses wartet mit einer IP-Adresse sowie einigen Breiten- und Längengraden auf, wohin diese allerdings geleiten, sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 6/10
    Extras - 6.0/10
7/10

Kurzfassung

Als Gesamtwerk betrachtet ist ‚Assassin’s Creed‘ zwar eine Videospielverfilmung der besseren Art, bleibt inhaltlich jedoch dabei weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Geschichte wurde für den Film unnötig verändert und verkompliziert, die Charaktere bleiben blass und eigentlich ist es nur die Aufmachung der Erinnerungssequenzen im Animus mit ihren tollen Actioneinlagen, die hier bei den Fans für Begeisterung sorgen dürfte. Kein Totalreinfall, aber eben auch nicht der ganz große Wurf!

Fazit:

Videospielverfilmungen sind immer so eine Sache. Die einen sind gut, wie Titel wie ‚Prince of Persia‘ oder ‚Warcraft‘ beweisen, andere hingegen eher schlecht als recht, wie ‚Alone in the Dark‘, ‚Doom‘ oder ‚Far Cry‘ mehr als deutlich machen. Aber es gibt auch mittelprächtige Verfilmungen wie beispielsweise ‚Silent Hill‘ oder die ‚Resident Evil‘-Reihe, die zwar besser hätten sein können, aber dennoch einen Blick wert sind. Genau in diese Kerbe schlägt auch ‚Assassin’s Creed‘, der rein inszenatorisch betrachtet zwar überaus sehenswert ist, rein inhaltlich jedoch nicht viel zu bieten hat. Das ist in diesem Fall sogar besonders bedauerlich, denn eigentlich bot der erste Teil einen großartigen Stoff, welchen die Macher einfach 1:1 hätten übernehmen können. Stattdessen hat man sich aber dazu entschieden, die Charaktere komplett auszutauschen und eine Storyline einzubauen, welche es über die Laufzeit von 115 Minuten nicht wirklich vermag, endlich Fahrt aufzunehmen. Schade, hier wäre weitaus mehr möglich gewesen!


von Roland Nicolai

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