Annabelle 2 – Blu-ray Kritik

Annabelle 2: Linda (Lulu Wilson)
Annabelle 2: Linda (Lulu Wilson) © Warner Home Video

Die Kritik:

Annabelle 2 Blu-ray Cover
Annabelle 2 Blu-ray Cover © Warner Home Video

In ANNABELLE 2, von Regisseur David F. Sandberg, geben sich nun Stephanie Sigman, Talitha Bateman, Lulu Wilson, Anthony LaPaglia und nicht zuletzt Miranda Otto im sich stetig erweiternden CONJURING-Universum die Ehre. Der 2017 produzierte US-Horrorfilm stellt jedoch entgegen der durch den deutschen Titel suggerierten Annahme, dass es sich hierbei um eine Fortsetzung des Vorgängers handeln würde, ein Prequel zu ANNABELLE aus dem Jahr 2014 dar. So verschlägt es uns also noch weiter in die Vergangenheit der von James Wan kreierten Wirklichkeit. Der Originaltitel ANNABELLE: CREATION schafft diesbezüglich mehr Klarheit.

Genauer gesagt: die Haupthandlung setzt in den fünfziger Jahren ein. Nachdem die Eheleute Mullins (Anthony LaPlagia und Miranda Otto) ihre Tochter verloren haben, nehmen sie eine Gruppe Waisenkinder (u. a. Talitha Bateman und Lulu Wilson) in ihrem Haus auf. Nach der Schließung ihres Waisenhauses scheint es für die Mädchen eine glückliche Fügung zu sein. Bis auf die Regeln, die den Mädchen von Schwester Charlotte (Stephanie Sigman) auferlegt werden, scheinen sie sich vollkommen frei bewegen zu können. Doch da gibt es genau ein Zimmer, dass von dem ehemaligen Puppenmacher verschlossen wurde. Auch stellt sich schnell die Frage, warum sich Misses Mullins niemals zeigt.

Das Thema des Films ist im Grunde gar nicht so leicht zu erfassen. Geht es denn nun um das Verbreiten der Angst? Geht es um das Einhalten von Regeln und was einem blüht, wenn man genau das versäumt? Oder geht es um Buße und Nächstenliebe? Vermutlich schwirrte den Machern von ANNABELLE 2 von allem etwas im Kopf herum. Die Verwirrung dieser Anliegen, die durch diesen Film transportiert werden sollen, bürgen tatsächlich ein ziemlich schauriges Potenzial. Ganz klar im Vordergrund steht hier allerdings die Erschaffung und das Ausspielen einer ziemlich beklemmenden und bedrohlichen Atmosphäre, glänzt der Film doch vor allem durch Horror, denn durch charakterliches Drama. Das ist jedoch keineswegs schlimm. Gerade im Mainstreamkino erlebt man es zunehmend, dass die Filme nicht mehr unbedingt wissen, was sie denn nun sein wollen. Ausufernde Genremixes überfluten den Markt, sodass es letztendlich ziemlich erfrischend ist, wenn sich ein Film klar zu dem bekennt, was er sein möchte. Auch wenn ich hier keinesfalls von einer sehr tiefgründigen Story sprechen möchte, muss ich doch anmerken, dass vor allem in der ersten hälfte des Films gekonnt mit den verschiedenen Themen umgegangen wird, wenn auch die Charaktere an sich etwas klischeehaft anmuten. Dabei gelingt auch die Annäherung an das drohende Unheil recht gut, wenn vor allem durch die übrigen Themen eine gewisse Bindung zu den Figuren aufgebaut werden kann. Versteht mich nicht falsch: An dem Film ist nichts Unvorhersehbares und doch schafft er es, dass einen der Film nicht unbedingt kalt lässt.

Annabelle 2: Janice (Talitha Bateman)
Annabelle 2: Janice (Talitha Bateman) © Warner Home Video

Was die schauspielerische Leistung der Darsteller angeht, kann man sagen, dass hier keine Totalausfälle vorkommen, darstellerische Perlen hingegen ebenso wenig. Allen voran macht die junge Talhita Bateman einen guten Job. Sie schafft es der Figur glaubhaft leben einzuhauchen. Blass bleibt hingegen die hübsch anzusehende Stephanie Sigman. Was sehr schade ist. Sicherlich, bei einem Horrorfilm braucht man tendenziell keine schauspielerischen Höhenflüge erwarten. Doch wie bei allen anderen Dingen in der Welt muss ein solcher Missstand nicht sein. Auch das Horrorgenre kann hervorragendes Schauspiel hervorkitzeln. Auch wirkt Sigman hier und da so, dass man mehr von ihr erwarten und auch sehen möchte. Lädt ihr Wesen doch dazu ein sie zu mögen. Rausgekitzelt wurde es an dieser Stelle jedoch nicht. Wie gesagt: Schade! Was aber vor allem als ein Versäumnis zu benennen ist, ist das in den Hintergrundrücken von Anthony LaPlagia und Miranda Otto. Ersterer wirkt irgendwie abwesend und gelangweilt. Ersteres könnte man ja noch in einen Zusammenhang mit den Geschehnissen des Films bringen. Letzteres hingegen nicht. Miranda Otto hingegen wird dermaßen um ihre Screentime gebracht, dass auch getrost jede andere Frau diese Rolle hätte übernehmen können. Die Rolle die sie innehat, hat nicht ansatzweise den Spielraum, dass Engagement zu entfalten, welches sie in der HERR DER RINGE-Trilogie uns hat angedeihen lassen. Aber sei es drum: Dadurch wird der Film auch nicht schlechter. Nur sehe ich an dieser Stelle durchaus verschenktes Potenzial.

Anders sieht es bei der Ausstattung des Films aus. Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Wie für das Genre fast schon üblich, und im Gegensatz zum Vorgänger, verläuft die Handlung des Films an einem einzigen Ort: dem Wohnsitz der Mullins. Da haben wir ein sowohl wohnliches als auch ziemlich unheimliches Farmhaus. Wir haben eine Puppenwerkstatt und diverse Schuppen. Das schreit ja quasi danach, ein Schauplatz für einen Horrorfilm zu sein. Der Zweck ist an dieser Stelle nicht verfehlt. Gerade aus der Umgebung der Figuren ergibt sich die dichte Atmosphäre des Films. Man lernt den Ort auch als Zuschauer schnell kennen und kann sich gut orientieren. Verwirrung kommt somit an dieser Stelle nicht auf. Auch die Kostüme machen deutlich, dass der Film in den amerikanischen Fünfzigern spielt. Hier haben die Macher alles richtig gemacht, wenn auch an dieser Stelle keine besondere Herausforderung bestand.

Szene aus Annabelle 2
Szene aus Annabelle 2 © Warner Home Video

Eine weitere Ursache für die gelungene Atmosphäre ist die Filmmusik. Diese ist so subtil, dass ich mich tatsächlich anstrengen muss, um mich an diese zu erinnern. Was jedoch haften bleibt, ist, dass sie es vermag, die Furcht und die aufkeimende Bedrohung gekonnt zu verstärken, sodass man nicht um den einen oder anderen Gänsehautmoment herumkommt. So soll es sein. Toll gemacht.

Nun komme ich zu den Spezialeffekten. Auch mit ihnen steht und fällt ein guter Horrorfilm. Gerade in Zeiten des CGI-Overkills sei hier Obacht geboten. Auch ANNABELLE 2 kommt nicht ganz ohne CGI aus. Zum Glück jedoch ergibt sich der Film jedoch nicht in diesem Aspekt. Die Qualität der Computereffekte variiert zwar von „Jo, das war jetzt aber Computer“ und wirklich stilsicher und verstärkend. Ersteres kommt glücklicherweise nicht so oft vor, als dass man sich lange daran aufhalten muss. Zweiteres ist hier ganz klar vordergründig. Dies steigert die Atmosphäre zuweilen noch weiter, sodass es einem tatsächlich mitunter etwas Unwohlsein einbringt. Ganz klar das Ziel dieses Films.

Generell kann man sagen, dass ANNABELLE 2 in so ziemlich jedem Aspekt ANNABELLE überlegen ist. Das ist nicht selbstverständlich. Oft kommen Fortsetzungen gerade durch das Ansinnen, das Vorangegange um jeden Preis zu überbieten. Oft ist der Preis dafür sehr hoch. Hier hingegen nicht. Hier komme ich wieder zu dem Punkt, dass der Film weiß, was er sein möchte. R besinnt sich regelrecht darauf. Ich glaube tatsächlich, dass das der Punkt ist, der dazu führt, dass wir hier einen grundsoliden und – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – besseren Film in den Händen halten können.

Bild:

Das Bild der Blu-ray besticht durch einen bemerkenswerten Detailreichtum. Der Kontrast kitzelt vieles hervor, von dem ich mir vorstellen könnte, dass es ohne dieses Merkmal hätte verloren gehen können. An so mancher Stelle wäre der Horror so auf ganzer Linie verloren gegangen, ist es doch mitunter das subtile Geschehen in den Schatten auf dem Anwesen der Mullins. Hier gehen einmal mehr Film und Heimkinoauswertung Hand und Hand.

Ton:

Annabelle 2: Samuel Mullins (Anthony LaPaglia)
Annabelle 2: Samuel Mullins (Anthony LaPaglia) © Warner Home Video

Ebenso, wie das Geschehen in den Schatten nur sehr schwach zu sehen ist, ist eben dieses auch zu hören. An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen der englischen und der deutschen Tonspur schon deutlich. So werden wir in englischer Sprache mit einer umfassenden Dolby Atmos 7.1 verwöhnt. Demgegenüber steht die Dolby Digital 5.1 für den deutschsprachigen Filmgenuss vor. Auch diese erfüllt ihren Zweck und verschluckt nicht wirklich viel, doch entfaltet sich die Atmosphäre des Films ein wenig mehr. Nichtsdestotrotz ist der Ton in beiden Fassungen ein Genuss, der den Ansprüchen des Films im Großen und Ganzen stets gerecht wird.

Extras:

Die Extras, die dem Film auf dieser Blu-ray beigefügt sind, können sich echt sehen lassen. So haben wir auf der einen Seite einen Über- bzw. Einblick in das gesamte Conjuring-Universum, mitsamt erster Bilder zum nächsten Ableger THE NUN, welcher in diesem Sommer in die Lichtspielhäuser kommen wird. Darüber hinaus enthält die Scheibe zwei Horrorkurzfilme, die auf jeden Fall einen Blick wert sind. Ansonsten gibt der Regisseur einen Einblick in seine Arbeit. Abgerundet wird das Ganze durch nicht verwendete Szenen mit Audiokommentar.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 9/10
    Extras - 9.0/10
7.5/10

Kurzfassung

ANNABELLE 2 ist ein gekonnter Horrorfilm, der seinem Vorgänger deutlich überlegen ist, mehr richtig als falsch macht, aber dennoch viel seines ihm gegebenen Potenzials verschenkt.

Fazit:

ANNABELLE 2 ist ein gekonnter und grundsolider Horrorfilm, der zwar keine wirkliche Offenbarung des Genres darstellt, aber eines der wenigen Beispiele dafür ist, dass auch eine Fortsetzung besser als der Vorgänger sein kann. Was das Schauspiel angeht, muss eingeräumt werden, dass hier deutlich mehr hätte drin sein können. Was an dieser Stelle jedoch verloren gegangen ist, wird vor allem durch die bedrohliche Atmosphäre, welche vor allem durch die Kulissen und Musik getragen wird. Wer ein Fan des Conjuring-Universums ist, kommt an dem Film sowieso nicht vorbei. Alle anderen, die einen guten Horrorfilm zu schätzen wissen, machen bei ANNABELLE 2 auch nicht viel falsch.


von Martin Fischer

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