Aladdin – Blu-ray Kritik: Tolle und mitreißende Realverfilmung

Naomi Scott spielt Jasmine
Naomi Scott spielt Jasmine © Disney Enterprises

Die Kritik:

Aus alt mach neu: So lautete die Devise von Robert Iger, Chief Executive Officer des Konzerns Disney. Iger hat sich nicht nur auf Marvel und Star Wars fokussiert, sondern er hatte auch die Idee, Disney’s bekannte und beliebte Zeichentrickfilme neu fürs Kino aufzulegen – und zwar als Remakes im Form von Realverfilmungen. Diese Live Action-Verfilmungen ähneln meistens von der Story her den Animationsfilme, die Jahre zuvor veröffentlicht wurden. Einige dieser Filme spielten an der Kinokasse jede Menge Geld ein („Alice im Wunderland“, Die Schöne und das Biest„), andere wiederum floppten an der Kinokasse („Elliot, der Drache“). Dieses Jahr wird noch „Maleficent 2“ mit Angeline Jolie in die Kinos kommen, für das nächstes Jahr sind schon „Mulan“ und „Cruella“ mit Emma Stone angesetzt, über zehn weitere Live Action-Remakes sind in Planung. Für einige Fans ist das ein absoluter Traum, ihre Lieblingsanimationsfilme nochmal im Kino zu sehen, andere wiederum sind der Meinung, dass Disney keine originellen Ideen hat und das Kino zerstört, indem man den Markt mit Remakes überschwemmt. Als ein Remake zu „Aladdin“ angekündigt worden ist, waren die Fans skeptisch, denn der Zeichentrickfilm ist perfekt und die meisten Fans waren der Meinung, dass keiner Robin Williams ersetzen kann. Doch da täuschten sie sich: „Aladdin“ ist die Filmüberraschung des Jahres und bietet wundervolle Unterhaltung für Alt und Jung, mit einem Will Smith in Bestform.

Aladdin Blu-ray Cover
Aladdin Blu-ray Cover © Walt Disney

Filmfans aus aller Welt runzelten die Stirn, als Disney ankündigte, dass der Brite Guy Ritchie die Regie des Live Action Remakes von „Aladdin“ übernehmen soll. Der Mann, der zahlreiche Thriller in seiner Karriere gedreht hat, soll einen Familienfilm abliefern? Warum wieder ein (weißer) Mann und keine Frau? Wieso denn überhaupt nicht jemand aus dem Nahen Osten? All diese Reaktionen waren auf den sozialen Netzwerken zu lesen. Zudem gab es große Sorge, dass der Film schlecht ausfallen könnte, denn Ritchie’s letzter Film „King Arthur: Legend of the Sword“ war nicht gerade ein Meisterwerk. Doch er hat mit dem Endergebnis alle überrascht, denn „Aladdin“ macht extrem viel Spaß, und die Inszenierung trägt einen großen Teil dazu bei. Der Film punktet mit einer grandiosen visuellen Opulenz und einem smarten Drehbuch, an dem er neben Autor John August auch beteiligt war.

Die Musical-Sequenzen sind fantastisch in Szene gesetzt worden, alles wirkt wie ein farbenfrohes Spektakel, welches man immer wieder anschauen möchte. Ein weiteres großes Plus ist das Skript. August und Ritchie schaffen es, dass man mit den Charakteren sofort sympathisiert und eine Bindung zu ihnen aufbaut. Zudem ist in dieser Verfilmung die Wichtigkeit der Rolle von Prinzessin Jasmine noch stärker ausgeprägt als in dem Animationsfilm, – und verleiht dem Film damit weitaus mehr zeitliche Relevanz als was man es von einer Zeichentrick-Filmadaption zunächst erwarten würde. Die Themen Emanzipation, Freundschaft und Emanzipation werden hier sehr schön behandelt. Trotz dieser ernsten Themen vergisst man nie, die Zuschauer zu unterhalten, und die Balance zwischen ernsteren Momenten und abgedrehten Sequenzen mit dem Genie ist nahezu perfekt.

Mana Massoud spielt Aladdin und Will Smith spielt Genie
Mana Massoud spielt Aladdin und Will Smith spielt Genie © Disney Enterprises

Naomi Scott spielt Prinzessin Jasmine, die Tochter des Sultans. Nach dem Tod seiner Frau verbietete der Sultan seiner Tochter, den Palast zu verlassen, weil er sie ebenfalls nicht verlieren möchte. Sie schleicht sich eines Tages trotzdem raus und lernt Aladdin kennen. Dschafar, der Wesir des Sultans, wird auf den Burschen aufmerksam und gibt ihm eine Aufgabe, da er den Sultan stürzen möchte und dafür braucht er eine goldene Lampe, die Wunder bewirken soll. Aladdin soll ihm dieses Ding beschaffen, doch alles verläuft anders als geplant. Als bekannt wurde, dass Naomi Scott Prinzessin Jasmine spielen würde, hagelte es Kritik. Denn in den Augen einiger Fans war es ein Fehler, eine indischstämmige Darstellerin als Sultans-Tochter zu besetzen. Auch wenn die Kritik verständlich ist, so ist Scott die perfekte Jasmine für die jüngere Generation und das neue Vorbild vieler junger Mädchen. Sie ist witzig, smart und bildhübsch, und diese Eigenschaften treffen sowohl auf Scott als auch auf Prinzessin Jasmine zu. Sie liefert eine mitreißende Performance ab, doch ihre Leistung wird komplettiert durch Mena Massoud.

Massoud, ein Kanadier mit ägyptischen Wurzeln, verkörpert Aladdin, der nicht viel besitzt außer seinen Affen Abu. Er versucht, mit der Hilfe des Genies das Herz von Prinzessin Jasmine zu erobern. Scott und Massoud haben eine fantastische Chemie und harmonieren prächtig miteinander. Man merkt den beiden an, dass sie sich auch außerhalb des Filmsets wunderbar verstehen. Massoud, der mit seiner Leistung als Aladdin jedes Hollywoodstudio auf sich aufmerksam gemacht hat, ist der perfekte Aladdin. Es wirkt so, als ob er für diese Rolle geboren wurde. Marwan Kenzari ist Jafar, der versucht, den Sultan zu vertreiben, damit er an die Macht kommt. Kenzari spielt nicht schlecht, aber stellenweise ist seine Performance etwas zu klischeehaft. Dennoch wird er im Laufe des Films immer besser, und seine Interaktionen mit seinem Papagei sind ganz witzig. Ich bin ein großer Fan von Nasim Pedrad und sie stellt die beste Freundin von Prinzessin Jasmine dar, während sie auch gleichzeitig im Palast für sie arbeitet. Sie reißt jede Szene an sich und ist extrem amüsant. Die Art und Weise, wie sie ihre Dialoge abliefert, sind wirklich klasse. Kommen wir zu Will Smith, der die große Aufgabe übernahm, den Genie zu spielen. Sämtliche Kritiker verstummten, als sie gesehen haben, wie viel Spielfreude der Schauspieler an den Tag gelegt hat. Seine Darstellung der Animationsfigur des 1992er Originalfilms ist so KOMISCH und lebhaft, dass es eine wahre Freude ist ihm dabei zuzuschauen, wie er sein Ding durchzieht. Seine „Bromance“ mit Aladdin funktioniert ebenfalls, denn Massoud und Smith haben eine überzeugende Chemie miteinander.

Nasim Pedrad spielt Dalia und Naomi Scott spielt Jasmine
Nasim Pedrad spielt Dalia und Naomi Scott spielt Jasmine © Walt Disney

„Aladdin“ ist mit etwas über einer Milliarde Dollar an weltweitem Einspiel Disneys erfolgreichster NICHT-Marvel-Titel in diesem Jahr und markierte sowohl für Will Smith als auch für Regisseur Guy Ritchie den ersten Film, der diese Marke übertraf. Und das absolut verdient, denn der Film macht einfach so viel Spaß, dass man immer wieder in dieses Abenteuer eintauchen möchte. Der Animationsfilm war fast perfekt, und das Live Action Remake ist es ebenfalls, in einigen Aspekten ist dieser Film sogar besser als der Zeichentrickfilm. Man nehme beispielsweise den Genie, der von Will Smith gespielt wird. Im Animationsfilm wird der Genie befreit, wie auch in dieser Version.

Doch hier entwickelt sich der Genie zu einem Menschen, der keine Kräfte mehr hat. Er ist vollkommen befreit und darf endlich sein Traum ausleben und eine Familie gründen. Das hat einen extrem großen emotionalen Effekt auf die Zuschauer. Zudem ist hier die Beziehung zwischen Aladdin und dem Genie stärker ausgeprägt und es entwickelt sich eine hervorragende Freundschaft zwischen den beiden, und dank der Performances kauft man das den beiden ab. Des Weiteren hat in der Neuverfilmung Prinzessin Jasmine einen noch größeren Stellungswert, denn sie möchte Sultan von Agrabah, was aber verboten ist, da sie eine Frau ist. Das Thema Emanzipation wird hier sehr gut behandelt und Jasmine entwickelt sich im Laufe des Films zu einer selbstbewussten Frau, die am Ende für ihr Volk kämpft und das bekommt, was sie möchte. Im Animationsfilm war das noch anders, daher kann man gespannt sein, wie Jasmine sich im Sequel als Sultan macht. Die Besetzung ist hervorragend, die Songs fantastisch und die Gefühle echt – „Aladdin“ ist ein Erfolg auf ganzer Linie.

Bild:

An dem Full HD-Bild gibt es absolut nichts auszusetzen. Das farbenfrohe Spektakel kommt auf der Blu-ray perfekt rüber, besonders die Musical-Szene, als „Prinz Ali“ Prinzessin Jasminne besucht ist wirklich gelungen und die Farben sind hier besonders kräftig. Durch die sehr gute Auflösung und Schärfe fühlt man sich wie im Film. Hier und da sind Banding-Artefakte, aber das ist nicht weiter schlimm.

Ton:

Will Smith spielt Genie
Will Smith spielt Genie © Disney Enterprises

Der Ton ist bei einem Film wie „Aladdin“ sehr wichtig, da ziemlich viele musikalische Szenen vorhanden sind, aber zum Glück hat es Disney geschafft, dass der Ton mehr als gut ist. Die Balance ist recht ausgewogen, aber es fällt auf – vor allem im Vergleich mit dem etwas differenzierteren englischen O-Ton Mix – dass in der deutschen Fassung die Dialoge bzw. der Gesang etwas mehr im Vordergrund stehen, aber das ist verständlich. Also den Film unbedingt im O-Ton anschauen, weil der Ton einfach mehr Volumen hat, und die Songs auf Englisch zu hören ist einfach ein Muss.

Extras:

Im Bonusmaterial von Aladdin warten insgesamt drei Featurettes sowie sechs entfernte Szenen, ein zusätzlicher Song („Desert Moon“), drei Musikvideos und zwei Minuten an witzigen Bloopers. In „Aladdins Video-Tagebuch: Eine neue fantastische Perspektive“, dem ersten der Hintergrundberichte, begleiten wir Mena Massoud ein wenig hinter die Kulissen und schnappen ein paar kurze Interviews mit Machern und Darstellern auf, was sehr informativ und lustig ist. In dem Featurette „Ein Freund wie Dschinni“ erzählt Will Smith den Zuschauer über seine Herangehensweise, wie er den Genie verkörpert hat. Obwohl das vorhandene Material gut ist, habe ich mir etwas mehr erhofft. Ein Audiokommentar wäre nett gewesen, besonders mit Will Smith.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
8.5/10

Kurzfassung

Tolle und mitreißende Realverfilmung.

Fazit:

Eine tolle, mitreißende und grundsätzlich weitaus besser als erwartete Realverfilmung machen die „Aladdin“-Neufassung zu einem lohnenswerten Kauf – und zwar nicht nur für Fans des Originals.


von Denizcan Sürücü

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