Oscar-Kolumne #1: Ein Blick auf die kommende Awards Season

Der Joker freut sich auf die OSCARS 2020
Der Joker freut sich auf die OSCARS 2020 © Warner Bros. / OSCARS

Der Sommer ist bald vorbei, der Herbst steht vor der Tür. Für Filmfans bedeutet das, dass nun die Blockbuster Platz machen müssen für die Dramen, Krimis, Thriller und Sci-Fi-Filme, die eventuell für einen Oscar nominiert werden könnten. Herbst bedeutet ebenfalls, dass die prestigeträchtigen Filmfestivals (Venedig, Telluride, Toronto und New York) wieder ihre Pforten öffnen und die meisterwarteten Filme der zweiten Jahreshälfte zeigen werden. Ich verfolge die Awards Season schon seit 10 Jahren und habe ein gutes Gespür dafür entwickelt, welche Filme für einen Oscar bzw. für mehrere Oscars nominiert werden könnten. Dabei kommt es nicht nur auf die Besetzung und dem Regisseur eines Projekts an, es ist auch wichtig, einen Blick auf die Studios hinter diesen Filmen zu werfen, denn einige haben sich auf die Oscars spezialisiert (beispielsweise Fox Searchlight, Focus Features). In meiner allerersten Oscar-Kolumne werde ich euch Filme vorstellen, die ihr auf dem Zettel haben solltet. Nicht nur, weil sie höchstwahrscheinlich sehenswert sind, sondern weil sie auch am 9. Februar 2020 einen Oscar gewinnen könnten.


1. The Irishman (Netflix)

The Irishman
The Irishman ©Netflix

Regisseur: Martin Scorsese
Drehbuch: Steven Zaillian
Besetzung: Robert De Niro, Al Pacino, Anna Pacquin, Joe Pesci, Jesse Plemons, Bobby Cannavale, Harvey Keitel, Jack Huston, Ray Romano
Inhalt: Verfilmung des Bestsellers von Charles Brandt über den Killer Frank „The Irishman“ Sheeran (Robert De Niro) und dessen zahlreichen Mafia-Morde. Angeblich soll Sheeran 25 Morde begangen zu haben. Im Auftrag der Mafia soll er auch den amerikanischen Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa (Al Pacino) getötet haben.

„Goodfellas”, „Casino”, „Mean Streets” und “The Departed”. Martin Scorsese und Gangsterfilme, das passt wie die Faust aufs Auge. Seit Jahren versucht der Altmeister, „The Irishman“ zu drehen, doch keines der großen Filmstudios haben ihm grünes Licht dazu gegeben, weil ihnen das Budget von 150 Millionen Dollar zu hoch war, denn solche Summen bekommen nur Blockbuster. Netflix wollte unbedingt mit dem Regisseur zusammenarbeiten und garantierten ihm kreative Freiheit, so konnte er sich seine Darsteller aussuchen und er bekam sein gewünschtes Budget. Mit „The Irishman“ macht Scorsese wieder gemeinsame Sache mit Robert De Niro und Joe Pesci, zudem arbeitet er zum ersten Mal mit Al Pacino zusammen. Das Besondere an „The Irishman“: De Niro und Pacino werden ihre Charaktere auch in ihren jungen Jahren (30er und 50er) verkörpern, indem Scorsese auf neueste Technologien setzt (De-Aging). Die Tatsache, dass Scorsese, De Niro und Pacino zum ersten Mal an einem gemeinsamen Film arbeiten, gepaart mit der Geschichte und den Effekten, die Scorsese einsetzen möchte, könnten diesen Film bis ins Dolby Theatre katapultieren. Zudem hat Netflix mit „Roma“ gezeigt, dass sie keine Kosten scheuen, um Werbung für ihre Oscarfilme zu machen. Ich bin mir sicher, dass dieser Film den ein oder anderen Oscar gewinnen wird.

2. Once Upon a Time in Hollywood (Sony Pictures)

Leonardo DiCaprio und Brad Pitt in Once Upon a Time in Hollywood
Leonardo DiCaprio und Brad Pitt in Once Upon a Time in Hollywood ©Sony Pictures

Regisseur: Quentin Tarantino
Drehbuch Quentin Tarantino
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie, Dakota Fanning, Al Pacino, Margaret Qualley, Timothy Olyphant, Scoot McNairy, Kurt Russell
Inhalt: Ein abgehalfterter Schauspieler und sein Stunt-Double versuchen in der Filmindustrie wieder an alte Erfolge anzuknüpfen.

Hollywood liebt es ja, wenn Filme ihre eigene Industrie thematisieren. In zwei der letzten acht Filme, die zum „Best Picture“ auserkoren wurden, ging es um Schauspieler und/oder die Filmindustrie („The Artist“ und „Birdman“). Daher ist es nicht verwunderlich, dass „Once Upon a Time in Hollywood“ jetzt schon als großer Oscarkandidat gilt. Zudem konnte Tarantino schon zweimal den Oscar für das beste Originaldrehbuch mit nach Hause nehmen, er ist also ziemlich beliebt innerhalb der Academy. Des Weiteren konnte er eine erstklassige Besetzung für seinen Film engagieren. Oscargewinner wie Leonardo DiCaprio und Brad Pitt sind in den Hauptrollen zu sehen, darüber hinaus sind auch andere namhafte Schauspieler wie Margot Robbie, Kurt Russell und Timothy Olyphant im Cast zu finden. Hinzu kommt, dass der Film schon in den Kinos läuft und sowohl von den Kritikern als auch von den Zuschauern geliebt wird, „OUATIH“ konnte schon fast 200 Millionen Dollar einspielen, ein großartiges Ergebnis für einen solchen Film, denn der Film kam mitten im Sommer raus, eine Jahreszeit, wo üblich Blockbuster die Kinos dominieren. Trotz all diesen Aspekten ist es auch möglich, dass dieser Film komplette von der Academy ignoriert wird. Denn für jeden „Django Unchained“ und „Pulp Fiction“ gibt es ein „The Hateful Eight“ und „Kill Bill“, die keine Oscars gewinnen konnten. Doch alle Zeichen sprechen für mehrere Oscarnominierungen für den neunten Film von Quentin Tarantino.

3. 1917 (Universal Pictures)

Szene aus 1917
Szene aus 1917 ©Universal Pictures

Regisseur: Sam Mendes
Drehbuch: Sam Mendes und Krysty Wilson-Cairns
Besetzung: Dean-Charles Chapman, Benedict Cumberbatch, Colin Firth, Richard Madden, George McKay, Andrew Scott, Mark Strong
Inhalt: Während sich der Erste Weltkrieg auf seinem Höhepunkt befindet, bekommen die beiden jungen britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) den Auftrag, tief durch feindliches Land zu gehen, um eine wichtige Botschaft zu überbringen. Doch es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn diese Nachricht muss schnell genug überbracht werden, um einen Angriff zu verhindern, der den sicheren Tod für hunderte Soldaten bedeuten würde.

Sam Mendes konnte für seinen Kriegsfilm „1917“ eine starke Besetzung gewinnen, die von Benedict Cumberbatch, Colin Firth und Mark Strong angeführt werden. Und auch die Namen hinter der Kamera können sich sehen lassen. Meister Roger Deakins ist der Kamermann und Thomas Newman komponiert neue Musik für den Film, der den ersten Weltkrieg thematisiert. Es gibt Gerüchte, dass der Film aussehen könnte wie ein langer Take und der Film innerhalb eines Tages im Krieg spielen soll. All diese Aspekte schreien förmlich nach Prestige. Zudem ist Universal Pictures sehr selbstbewusst und hat das Startdatum für dieses Jahr Dezember angesetzt, obwohl der Film erst im Frühling die Produktion begonnen hat, sie wissen also, dass sie etwas Besonderes in der Hand haben. Darüber hinaus zeigen die Erfolge von „Dunkirk“ und „Hacksaw Ridge“, dass sowohl Zuschauer als auch Kritiker immer noch hungrig nach gut gemachten Kriegsfilmen sind. Einziger Nachteil könnte aber der oben erwähnte Startdatum sein. Filme, die im Dezember rauskommen, werden manchmal ignoriert, weil die Wähler sich schon auf andere Filme fixiert haben, die schon früher im Herbst rausgekommen sind. Dieses Projekt hat aber das Potenzial, diese Hürde zu überwinden. Es würde mich also nicht überraschen, wenn Roger Deakins seinen zweiten Oscar für diesen Film gewinnen könnte.

4. Little Women (Sony Pictures)

Emma Watson, Florence Pugh, Saoirse Ronan, Eliza Scanlen in Little Women
Emma Watson, Florence Pugh, Saoirse Ronan, Eliza Scanlen in Little Women © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Regisseurin: Greta Gerwig
Drehbuch: Greta Gerwig
Besetzung: Saoirse Ronan, Emma Watson, Laura Dern, Timothée Chalamet, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Meryl Streep
Inhalt: Amerikanischer Bürgerkrieg. Vater March kämpft an der Front gegen die Südstaaten, Mutter March ist zu Hause und kämpft gegen die Wirren des Erwachsenwerdens ihrer vier Töchter.

Das Buch von Louisa May Alcott gehört zu den beliebtesten Werken für Frauen und Mädchen und wurde schon mehrfach sowohl für die große Leinwand als auch fürs Fernsehen adaptiert. Die letzte Version kam vor 25 Jahren in die Kinos, dafür wurde Winona Ryder für einen Oscar nominiert und Christian Bale konnte seinen Durchbruch feiern. Die neueste Fassung kann mit einem Cast bestehend aus Saoirse Ronan, Laura Dern, Timothée Chalamet und Meryl Streep auftrumpfen, die zusammen insgesamt für 27 Oscars nominiert worden sind. Auf dem Regiestuhl sitzt Greta Gerwig, die mit „Lady Bird“ endgültig in Hollywood angekommen ist und gleich für zwei Oscars nominiert wurde. Alle Zeichen sprechen für einen Erfolg, doch es ist auch gut möglich, dass Hollywood keine Lust mehr auf weitere Filmversion von Alcott’s Roman hat. Andererseits hatte letztes Jahr „A Star Is Born“ großen Erfolg bei den Oscars, und diese Geschichte wurde ebenfalls mehrmals gefilmt, was dem Film von Bradley Cooper nicht geschadet hat.

5. Ad Astra (20th Century Fox/Disney)

Brad Pitt (Roy McBride) in Ad Astra
Brad Pitt (Roy McBride) in Ad Astra © 2019 Twentieth Century Fox

Regisseur: James Gray
Drehbuch: James Gray und Ethan Gross
Besetzung: Brad Pitt, Tommy Lee Jones, LisaGay Hamilton, Ravi Kapoor, John Ortiz, Ruth Negga und Donald Sutherland
Inhalt: NASA-Raumfahrt-Ingenieur Roy McBride (Brad Pitt) hat es nie verkraften können, dass sein Vater vor 20 Jahren zu einer mysteriösen Mission zum Neptun aufbrach, von der er nie zurückkehrte. Warum sein Vater nie zurückkehrte und ob er fand, wonach er suchte, möchte Roy nun endlich herausfinden: Er startet selbst in den Weltraum und stößt dabei auf Geheimnisse, die alles, was wir über die menschliche Existenz und unseren Platz im Universum zu wissen glaubten, in Frage stellen – denn die Experimente seines Vaters bedrohen das ganze Solarsystem.

James Gray gehört wahrscheinlich zu den talentiertesten Regisseuren der Welt, doch er hat es bis dato nicht geschafft, eine Oscarnominierung einzuheimsen. Die Qualität des Dramas „The Immigrant“ wurde überschattet von dem Disput zwischen Gray und Harvey Weinstein, und „The Lost City of Z“ kam zu früh raus und wurde dann später von den Wählern ignoriert. Doch mit seinem bisher ambitioniertesten Film könnte es endlich mit einem Oscar klappen, und dafür hat er sich die Hilfe von Brad Pitt und seiner Produktionsfirma Plan B geholt, die schon so manch Oscargewinner („Moonlight“) hervorgebracht haben. Die restliche Besetzung kann sich mit Tommy Lee Jones, Ruth Negga und Donald Sutherland ebenfalls sehen lassen. Falls die Qualität des Films stimmt, könnte „Ad Astra“ für mehr als zehn Oscars nominiert werden. Die Tatsache, dass 20th Century Fox von Disney aufgekauft wurde, ist nicht gerade hilfreich, denn Disney hat mehr als 100 Fox-Projekte gestrichen. Werden sie ihr Fokus auf Ad Astra legen und Geld in das Marketing pumpen? Man kann es nur hoffen.

6. Jojo Rabbit (Fox Searchlight)

Szene aus Jojo Rabbit
Szene aus Jojo Rabbit © 2019 Twentieth Century Fox

Regisseur: Taika Waititi
Drehbuch: Taika Waititi
Besetzung: Scarlett Johansson, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Sam Rockwell, Rebel Wilson, Alfie Allen und Stephen Merchant
Inhalt: Deutschland im 2. Weltkrieg: Der etwa skurrile Junge Jojo (Roman Griffin) ist in der Obhut seiner alleinerziehenden Mutter (Scarlett Johansson) aufgewachsen. Jojo bildet sich ein, er hätte Hitler (Tauika Waititi) zum Freund. Doch dann lernt er eines Tages ein junges Mädchen (Thomasin McKenzie) kennen, die es schafft, seine Sichtweise auf die Welt zu ändern und ihn dazu bringt, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen.

„The Descendants“, „Beasts of the Southern Wild“, „12 Years a Slave“, “Birdman” und “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”. Die Qualität dieser Filme zeigt ganz klar, dass Fox Searchlight ein Gespür für fantastische Filme hat, die auch bei den Oscars Erfolg haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass „Jojo Rabbit“ ebenfalls hier auf der Liste zu finden. Taika Waititi, der mit „Thor: Ragnarok“ den besten Thor-Film gedreht, führt bei dieser Satire Regie und schrieb auch das Drehbuch. Die Besetzung besteht aus Oscargewinnern (Sam Rockwell) und Schauspieler, die schon mal für einen Oscar nominiert worden sind (Scarlett Johansson). Das Grundgerüst steht, doch werden die Zuschauer und Kritiker auf einen humoristischen Film mit Hitler als imaginären Freund eines kleinen Jungen Gefallen finden? Man muss den Film erstmal sehen, um sich eine Meinung zu bilden, denn ich bezweifle, dass Waititi versuchen wird, Hitler als einen sympathischen Menschen darzustellen. Filme mit einer Prise Humor werden oftmals für einen Oscar nominiert („Green Book“, „The Disaster Artist“), daher hat „Jojo Rabbit“ gute Chancen auf einige Nominierungen.

7. The Laundromat (Netflix)

Meryl Streep in The Laundromat
Meryl Streep in The Laundromat ©Netflix

Regisseur: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Besetzung: Meryl Streep, Gary Oldman, Melissa Rauch, Matthias Schoenaerts, David Schwimmer, James Cromwell, Will Forte, Antonio Banderas, Jeffrey Wright und Nonso Anozie
Inhalt: Ein Film über eine Gruppe von Journalisten und den „Panama Papers“

Steven Soderbergh’s neuester Film handelt von einer Gruppe von Journalisten, die die Panama Papers herausgebracht haben, das vor einigen Jahren große Wellen geschlagen hat. Für diesen Film konnte er eine unglaubliche Besetzung gewinnen, bestehend aus Meryl Streep, Gary Oldman, Antonio Banderas und Jeffrey Wright. Politisch angehauchte Filmen kommen bei den Oscars oftmals gut an, und wenn dann ein Projekt mit solchen Namen herkommt, ist es wahrscheinlich, dass auch dieser Film einige Nominierungen bekommen wird, solange die Qualität des Films steht. Das Problem aber ist, dass Netflix dieses Jahr nicht nur einen Oscarkandidaten hat wie letztes Jahr, als sie nur für „Roma“ die Marketingtrommel schlagen mussten. Dieses Jahr haben sie Scorsese’s „The Irishman“, „Dolemite is my Name“ mit Eddie Murphy, „Marriage Story“ mit Scarlett Johansson und Adam Driver und „Two Popes“ mit Anthony Hopkins und Jonathan Pryce. Netflix hat definitiv das Geld, all diese Filme zu promoten, aber werden sie das auch machen? Oder werden sie sich eher auf zwei, drei Filme konzentrieren? Man darf gespannt sein.

8. Joker (Warner Bros.)

Joaquin Phoenix in Joker
Joaquin Phoenix in Joker © Warner Bros.

Regisseur: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Besetzung: Robert De Niro, Joaquin Phoenix, Zazie Beetz, Frances Conroy, Douglas Hodge, Brian Tyree Henry, Bill Camp, Shea Whigham und Marc Maron, Bryan Callen
Inhalt: Ein erfolgloser Stand-Up Comedian wird verrükt und entwickelt sich zu einem Mörder.

Normalerweise gehören Comicbuchverfilmungen nicht zu den Filmen, die mit Oscars überschüttet werden, aber es gibt auch hier Ausnahmefälle. „Black Panther“ beispielsweise wurde für sieben Oscars nominiert und konnte drei Preise mit nach Hause nehmen, und auch der verstorbene Heath Ledger gewann für seine Performance als Joker in „The Dark Knight“ einen Oscar. Der diesjährige Warner-Film „Joker“ mit Joaquin Phoenix in der Titelrolle hat jetzt einen unglaublich großen Buzz und wird auf dem Internationalen Filmfestival von Venedig seine Premiere feiern, und die Leistung von Phoenix bekommt jetzt schon enorm viel Aufmerksamkeit und Lob. Der erste Trailer erinnert an einen düsteren Krimi, man merkt, dass Todd Phillips, der Regisseur des Films, von Filmen wie „Taxi Driver“ und „The King of Comedy“ (allesamt Scorsese-Filme) inspiriert wurde. Lustigerweise ist Scorsese auch ein ausführender Produzent von „Joker“. Doch ist es jemandem wie Todd Phillips zuzutrauen, ein überzeugendes Drama zu kreieren? Er ist normalerweise für Komödien wie „Hangover“ oder „Old School“ bekannt. Das sind allesamt witzige Filme, doch an so anspruchsvolles Material wie „Joker“ hat er sich bisher nicht rangetraut. Der Trailer hat bei den meisten hohe Erwartungen hervorgerufen, man kann nur hoffen, dass der Film sie auch erfüllt.

9. Just Mercy (Warner Bros.)

Michael B. Jordan und Jamie Foxx in Just Mercy
Michael B. Jordan und Jamie Foxx in Just Mercy © Warner Bros.

Regisseur: Destin Daniel Cretton
Drehbuch: Destin Daniel Cretton und Andrew Lanham
Besetzung: Michael B. Jordan, Jamie Foxx, Brie Larson, O’Shea Jackson Jr., Rafe Spall, Tim Blake Nelson
Inhalt: Der junge Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson kämpft um die Freilassung für Walter McMillian, der wegen einem Mord an einem 18-jährigen Mädchen im Gefängnis sitzt, obwohl fast alle Beweise seine Unschuld zeigen.

Michael B. Jordan gehört zu den besten jungen Schauspielern in Hollywood und führt das Feld der nächsten „Leading Man Generation“ an. Mit „Fruitvale Station“ feierte er seinen Durchbruch und konnte mit einer mitreißenden Performance zeigen, was in ihm steckt. In weiteren Rollen in Filmen wie „Creed“ und „Black Panther“ konnte er andere Seiten von sich zeigen und gilt jetzt schon als extrem vielseitig. In „Just Mercy“ kann er wieder zeigen, wie talentiert er ist, denn das Material ist starker Tobak. Dass viele Afro-Amerikaner unschuldig im Gefängnis sitzen hört man immer wieder in den Nachrichten, daher ist dieser Film aktueller denn je. Ich habe das Buch von Bryan Stevenson gelesen und es hat mich extrem mitgenommen. Wenn der Film nur annähernd so gut ist dann kann sich der Film auf einige Oscarnominierungen freuen. Die Besetzung kann sich ebenfalls sehen lassen. Jamie Foxx’s Karriere nach seinem Oscargewinn hätte definitiv besser sein können, doch die Rolle eines unschuldigen Mann hinter Gittern könnte ihn wieder auf den richtigen Pfad leiten. Warner Bros. hat ebenfalls „Joker“ als potenziellen Oscarkandidaten in den Händen, man darf also gespannt sein, welcher Film Priorität #1 sein wird für das große Studio. Ich tippe auf „Just Mercy“.

10. Marriage Story (Netflix)

Marriage Story
Marriage Story © Netflix

Regisseur: Noah Baumbach
Drehbuch: Noah Baumbach
Besetzung: Adam Driver, Scarlett Johansson, Laura Dern, Alan Alda, Merrit Wever, Ray Liotta
Inhalt: Ein Theaterregisseur und seine Schauspielerfrau erleben eine schmerzhafte Scheidung.

Adam Driver gehört derzeit zu den besten Schauspielern in Hollywood. Letztes Jahr wurde er für einen Oscar für seine Darbietung in Spike Lee’s „BlacKkKlansman“ nominiert, dieses Jahr könnte es sogar mit einem Sieg klappen. Wie ich aus verlässlichen Quellen weiß wurde „Marriage Story“ schon einige Mal in den USA gescreened und die Reaktionen waren anscheinend überwältigend. Kein Wunder, denn schon die ersten beiden Trailer, die Netflix diese Woche veröffentlicht hat, haben gezeigt, dass die Zuschauer eine emotionale Achterbahnfahrt erleben mit diesem Film. Noah Baumbach gehört zu den unterschätztesten Regisseuren und Autoren der Welt. Wer mit seinen Werken nicht bekannt ist sollte sich „The Meyerowitz Stories“ auf Netflix anschauen, der Mann ist einfach unglaublich talentiert. Da aber wie oben schon erwähnt Netflix weitere potenzielle Oscarkandidaten haben, die im Herbst rauskommen, könnte es sein, dass „Marriage Story“ etwas untergeht, wenn beispielsweise ein anderer Film einschlägt wie eine Bombe. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass Baumbach’s neuestes Drama sich da durchsetzen wird.

von Denizcan Sürücü

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