Interview mit Simon Schwarz zu FERDINAND geht STIERisch ab!

Simon Schwarz (spricht Hengst FRANZ) und der kleine Ferdinand im Synchronstudio © 2017 Twentieth Century Fox / Fotograf: Sebastian Gabsch

Der österreichische Schauspieler Simon Schwarz (*1971) ist aus der deutschen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Neben einer Tanzausbildung im Tanzforum Wien und am Tanztheater in Zürich sowie einer klassischen Ballettausbildung nahm er Schauspielunterricht an der Züricher Anne Woolliams Schule und besuchte die Hochschule für Schauspielkunst in Berlin. Nach vielen Theaterengagements war er 1996 erstmals in der Fernsehserie „Spiel des Lebens“ zu sehen. Derzeit ist Schwarz unter anderem in der ARD-Serie „Die Eifelpraxis“ oder in der Filmreihe über Provinzpolizist Franz Eberhofer („Winterkartoffelknödel“, „Schweinskopf al dente“, „Grießnockerlaffäre“) zu sehen. Für den Animationsfilm „Ferdinand geht STIERisch ab!“ leiht er dem Lipizzaner Franz seine Stimme. Blengaone-Redakteurin Sandy Kolbuch traf den Österreicher zum Interview in Berlin.


Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit 20th Century Fox?

Simon Schwarz: Dass kann ich gar nicht genau beantworten. Ich weiß nicht, wie die ausgerechnet auf mich kamen. Die Vorgabe waren anscheinend Lipizzaner. Für die Amerikaner sind die Arroganten scheinbar die Deutschen und für die Deutschen sind die Unsympathischen die Österreicher. So schätze ich, kam man letztendlich auf mich. Ich habe mich sehr gefreut, weil ich so etwas immer schon einmal machen wollte.

Wie lange hat Ihre Arbeit im Synchronstudio gedauert?

Simon Schwarz: Erstaunlicherweise nicht allzu lange. Ich bin davon ausgegangen, dass ich mehr Zeit benötige. Überraschenderweise war ich nach einem Tag fertig. Ich habe immer nur die englische Fassung gehört und habe darauf meinen Text gesprochen.

Wie groß waren die Freiheiten etwas eigenes in die Passagen einzubauen?

Simon Schwarz: Gar nicht so groß. Ich dachte, dass man mehr machen kann. Fox gibt aber vom Original her genaue Vorgaben. Die Originalsprecher und der Regisseur werden sich viele Gedanken darüber gemacht haben, wie etwas gesprochen werden soll. Daher erfolgt die Synchronisation auch nach genauen Vorgaben. 1: 1 wird der Text sozusagen übernommen. Bei der ersten Fassung hat man schon gemerkt, dass derjenige, der den deutschen Text geschrieben hat, nicht aus Österreich kommt. Das kennt man ja, wenn Deutsche glauben, sie kennen die österreichische Sprache. Ein Wiener hat es dann überarbeitet und auch dort gab es Sachen, von denen ich nicht wusste, was es heißen soll. Der deutsche Regisseur war ursprünglich Bayer und da waren wir uns sehr nahe, weil ich als Österreicher dem Bavarischen zugetan bin. Auch familiär bin ich eher im bavarischen Dialekt beheimatet. Wir haben uns den Text gemeinsam zusammengebaut, was ein sehr lustiges Arbeiten war.

Hat man als Österreicher eine engere Beziehung zu den Pferden?

Simon Schwarz: Ich nicht, ich habe eine Pferdehaarallergie. Für mich war es daher sehr gut, dass die Pferde nur auf der Leinwand waren und daher nicht echt. Zu Lipizzanern im Speziellen hat der Österreicher eine Bindung. Die Lipizzaner kommen ursprünglich aus Spanien. Das Gestüt mit der Ursprungszucht ist auch immer noch in Spanien. Es sind tatsächlich wahnsinnig schöne Tiere. Wenn man in Wien ist und an der Stadtwohnung des Kaisers vorbeiläuft, läuft man auch an den Boxen der Pferde vorbei. Tatsächlich sind die Pferde in Österreich stärker vertreten als woanders.

Nach welchen Kriterien wählen Sie ihre Projekte aus?

Simon Schwarz: Ferdinand ist eine Ausnahme, die man nicht nach den normalen Kriterien bewerten kann. Ich gehe sehr gerne mit meinen Kindern ins Kino, da ich bis heute Animationsfilme liebe. Ich bin immer wieder froh über Freunde mit kleinen Kindern, mit denen ich in ein Animationsfilm gehen kann (lacht). Meine Rollen wähle ich in der Regel ganz simple nach den Charakteren aus und nicht nachdem, wer die Regie führt oder von den Kollegen mitspielt. Ob ich mit der Figur etwas anfangen kann und ob ich einen Zugang zu dem Charakter habe, das ist mir wichtig.

Sie haben unter anderem in „Dampfnudelblues“ und „Grießnockerläffare“ mitgespielt…

Simon Schwarz: Diese Filme finde ich wirklich unterhaltsam und bin mit der Reihe sehr glücklich. Da machen wir auch wahrscheinlich wieder einen neuen Film. Im Sommer kommt auf jeden Fall wieder ein Teil in die Kinos und ein weiterer ist bereits angedacht.

Sie haben auch in der ersten Staffel der Serie „Vorstadtweiber“ mitgespielt und werden auch in der Handlung immer wieder erwähnt.

Simon Schwarz: Davon bin ich total überrascht. Ich habe das ja schon vor 5 Jahren gedreht. Als ich die Rolle bekommen habe, stand fest, dass ich sterben werde. Damals waren nur wenige Folgen geplant. Nach dem Dreh war ich weg von der Serie und dennoch kommen ich weiterhin dahin vor, wenn ich auch nicht real anwesend bin. Freut mich, weil ich anscheinend was richtig gemacht habe mit der Serie und auch so präsent bleibe.

Ist denn für die Zukunft mal wieder ein Serienprojekt geplant?

Simon Schwarz: Eine Serie bisher nicht. Im Moment bin ich mit Kinofilmen und der ARD-Reihe „Die Eifelpraxis“ ziemlich dicht. Ich würde mich aber freuen, wenn wieder ein Angebot kommen würde. Vielleicht 2020. Ich bin selbst ein großer Serienfan, besonders von horizontal erzählten Werken oder Formaten, die in 4×90 Minuten alles erzählen. Die letzte Serie die ich ganz toll fand, war „Goliath“. Ich schaue mir so etwas gerne hintereinander an. Ich bin kein Mensch, der zwischen den Folgen eine Woche warten will. Wenn ich Programmchef wäre, würde ich 90er machen und die hintereinander weg zeigen und sie nicht über Jahre ziehen. Oder viele Serien im 45er-Minuten-Format durchrattern lassen.

Wie sieht der Dreh von diesen Formaten aus? Sind die Drehzeiten ebenfalls gestückelt?

Simon Schwarz: Nächstes Jahr drehen wir von „Die Eifelpraxis“ 2×2 Teile. Zwischen den Drehs liegen maximal 4 Wochen. Das ist ein Riesenraum. Der Dreh dauert 42 Tage, die wir für zweimal 90 Minuten aufteilen müssen. Bisher hatten wir es nie so, weil es immer eine Reihe war, bei der man nicht wusste, was passiert. Wir haben immer Teil für Teil gedreht. Ich finde die Reihe gut, aber man muss aufpassen, dass das ganze nicht als Apparat wahrgenommen wird. Da neigt man dazu, dass zu viel produziert wird und sich die Handlung verliert.

Könnten Sie sich auch eine weitere Synchronrolle vorstellen?

Simon Schwarz: Ich würde mich freuen, mal wieder für einen Animationsfilm zu sprechen. Ich hoffe und wünsche es mir sogar.

Vielen Dank!

von Sandy Kolbuch

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