Interview mit James Bowen und Kater Bob zu BOB, DER STREUNER

Bob, der Streuner: Redakteurin Sandy Kolbuch mit Kater Bob und James Bowen
Bob, der Streuner: Redakteurin Sandy Kolbuch mit Kater Bob und James Bowen

Bei meinem ersten Besuch in London 2009 war ich begeistert von der Stadt. Besonders ein Erlebnis ist mir bis heute im Kopf: Am Covent Garden spielte ein Straßenmusiker mit einer Katze auf der Schulter. Dass es sich bei dem Musiker um James Bowen handelte, der gemeinsam mit Kater Bob auf der Straße seinen Lebensunterhalt verdiente, erfuhr ich erst 2012, als sein Buch „Bob, der Streuner“ die deutschen Bestsellerlisten erklomm. Umso größer war die Freude, James und seinen Kater einmal persönlich zu treffen.


Bob, der Streuner: Redakteurin Sandy Kolbuch und Kater Bob.
Bob, der Streuner: Redakteurin Sandy Kolbuch und Kater Bob.

Es war schon ein sehr ungewöhnliches Interview, das am 6. Dezember 2016 im Vorfeld der Deutschlandpremiere Berlin stattfand. Erstmals trafen die Journalisten im Hotel de Rome nicht nur auf einen Autoren, sondern auch auf seinen Kater. Während sich James Bowen, trotz seiner Verletzung, gutgelaunt den Fragen stellte, erkundete Bob das Interviewzimmer. Völlig entspannt streifte der Kater durch den Raum, blickte unter die Schränke, versuchte die Krallen am Satin-Sessel zu wetzen und benutzte (zur Erheiterung der Journalisten im Raum) laut scharrend seine Toilette. Letztendlich machte es sich Bob mitten auf dem Tisch bequem, um die Journalisten genau im Blick zu haben. Bis auf ein Mauzen hatte Bob nicht viel zum Gespräch beizutragen. Das Sprechen überließ er lieber seinem Herren, während er selbst die Streicheleinheiten genoss.

Willkommen in Berlin.

James Bowen: Vielen Dank. Ich liebe die Stadt. Ich war erst vor wenigen Monaten hier, ohne Bob. Damals entdeckte ich mein Buch in einem Verkaufsautomaten. Alle hier sind so nett. Als ich im Sommer mein Buch vorstellte waren alle Schulkinder so aufgeregt wegen Bob. Ich erfuhr, dass mein Buch sogar im Unterricht besprochen worden ist.

Was ist mit Ihrem Bein passiert?

In meiner Hüfte ist ein Band gerissen, das nicht so recht wieder zusammenwachsen will. Trotz Medikamente und Physiotherapie brauche ich im Moment den Stock.

War es damals schwer für Sie, über all die Höhen und Tiefen in Ihrem Leben zu schreiben?

James Bowen: Ich fand es therapeutisch, mir alles von der Seele zu schreiben. Andere geben viel Geld für einen Psychologen aus. ich wurde bezahlt, um das Buch zu schreiben, das vielen Menschen geholfen hat. Rückblickend habe ich mein Leben anders wahrgenommen und mich dadurch zu dem Menschen entwickelt, der ich heute bin.

War es bewegend für Sie, ihre Lebensgeschichte auf der großen Leinwand zu sehen?

James Bowen: Der Film erzählt eine unglaubliche Geschichte, die mich zum Lachen und Weinen gebracht hat. Auch wenn der Film auf meinem Buch basiert, nehme ich ihn als eigenständige Arbeit wahr.

Bob, der Streuner liebt Cornflakes © 2017 Concorde Filmverleih GmbH

Ist alles was man sieht wirklich so passiert?

James Bowen: Es ist schon meine Geschichte, die im Kern genau getroffen wurde. Ich wollte, dass der Film sehr real gedreht wird. Aber es gibt auch Momente, die für die Leinwand etwas abgeändert wurde.

Bob spielt im Film sich selbst. Wie kam es dazu?

James Bowen: Eigentlich sollte Bob nie sich selbst spielen. In der ersten Drehwoche waren sieben Katzen am Set, mit denen verschiedene Szenen gedreht wurden. Spät in der Nacht sollte eine Szene gedreht werden, in der Bob vor Luke Treadaway sitzt, während er Gitarre spielt. Der Regisseur wollte ausprobieren, wie die Szene wirkt und bat darum, dass Bob vor dem Darsteller Platz nimmt. Er rief „Action“ und ein paar Kinder warfen Kleingeld  in den Gitarrenkoffer vor ihm. Es machte immer den Anschein, als würde sich Bob mit einem Nicken dafür bedanken. In diesem Moment stand fest, dass Bob sich bei den Nahaufnahmen selbst spielen sollte.

Hätten Sie sich selbst gespielt?

James Bowen: Nein, ich könnte das nicht. Luke Treadaway verkörpert mich sehr gut, auch wenn er selbst besorgt war, mir nicht gerecht zu werden. Er spielt viel besser Gitarre als ich.  Mittlerweile sind wir gute Freunde geworden.

Machen Sie selbst noch Musik?

James Bowen: Bob hat ein Haus gekauft, in dem ich wohnen darf. Dort habe ich ein kleines Aufnahmestudio eingerichtet. Ich nehme ein paar Songs auf und schaue, was daraus wird.

Ist es merkwürdig für Sie, dass sie mit Bob so erfolgreich sind?

James Bowen: Ja, es ist schon merkwürdig. Ich hatte nie geplant, den Kater aufzunehmen. Bob hat entschieden, bei mir zu bleiben. Ich habe, nachdem ich ihn gerettet habe, weiterhin die gleichen Songs gespielt. Aber durch Bob wurden die Menschen plötzlich aufmerksamer und hörten sich meine Geschichte an.

Wir würden Sie ihre Beziehung zu Bob beschreiben?

James Bowen (streichelt seinen Kater): Wir sind seelenverwandt.

Es gibt also eine besondere Chemie zwischen Mensch und Katze?

James Bowen: Katzen sind sehr speziell. Sie blicken in die Seele eines Menschen und entscheiden auf ihre Art, ob sie Jemanden mögen oder nicht.

Sie haben mehrmals versucht, von den Drogen loszukommen. Erst durch Bob ist es Ihnen wirklich gelungen.

James Bowen: Durch Bob hatte ich einen Grund clean zu werden. Ich wollte schon vorher immer clean werden, hatte aber immer wieder Rückfälle. Für Bob wollte ich es aber schaffen, um mich um ihn zu kümmern und vor Attacken böser Menschen zu schützen.

Ich habe in London viele Plakate mit Bob drauf gesehen und dem Slogan „Save a Bob or two“. Mit dieser Kampagne sollen die Tiernotdienste unterstützt werden, die auch Bobs Leben retteten.

James Bowen: Ja, der Slogan ist unschlagbar. Ich will den Wohltätigkeitsorganisationen helfen, die auch mir damals geholfen haben.

Bob ist weltweit bekannt. Darf er wirklich problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren?

James Bowen: Bob hat ein Ticket bekommen.

Vielen Dank für das Gespräch. Und auch vielen Dank an Bob, der während der ganzen Zeit über sehr artig war.

von Sandy Kolbuch

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6 Kommentare zu Interview mit James Bowen und Kater Bob zu BOB, DER STREUNER

  1. James Bowen und natürlich Bob sind mir sehr ans Herz gewachsen. Habe alle Bücher von James und Bob „verschlungen“ und warte sehnlichst auf ein neues Buch. Danke für die wunderschönen Stunden die Ihr mir bereitet habt; Stunden in denen ich teils geweint habe, aber auch in denen ich mich so sehr mit Euch gefreut habe.

  2. Die Geschichte ist herrlich und ich wünsche Bob und James alles erdenklich Gute.Bin selber Katzenbesitzer und kann James gut verstehen.

  3. Gestern am Silvesterabend habe ich dieses wunderschöne Buch zu Ende gelesen – es hätte gerne noch weitergehen können…..Es gehört ab sofort zu meinen Lieblingsbüchern.Diese Geschichte hat mich zutiefst berührt und ich kann nur unterstreichen, was für besondere Tiere Katzen sind. Hatte selbst 2 Katzen und die 2.ist mir ebenfalls zugelaufen und war 14 Jahre,bis zu ihrem Tod vor 1 Jahr, bei uns. Sie wurde 17 1/2 Jahre und ich vermisse sie sehr.,,..
    Alles Gute weiterhin für James und Bob.

  4. Die Bücher sind einfach nur toll und es ist schwer vorstellbar, dass sich Menschen so wie James durch den Alltag kämpfen müssen. Als Katzenbesitzerin kann ich mich gut reinversetzen, wie liebevoll James zu Bob ist. Ich finde es auch toll,dass James heute die unterstützt, die ihm damals geholfen haben. Weiterhin alles Gute für beide und vielleicht noch ein neues Buch mit weiteren Geschichten

  5. Alles Liebe für James u seinen Freund Bob! Auch ich und mein mann haben vor 4 jahren eine kleine freche streunerin aufgenommen. Wir lieben sie für ihre von uns mühselig erworbene anhänglichkeit und ihre schelmereien. Darum verstehen wir die sorgen von james u seine grosse liebe zu bob . Er ist Gottes Geschenk an ihn, ein Geschenk um sein leben zu erleichtern und zu retten….berührend und wunderbar!

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