Hindafing – Interview mit Maximilian Brückner

Hindafing: Hauptdarsteller Maximilian Brückner im Interview

Morgen am 16. Mai 2017 startet im BR-Fernsehen die bitterböse Serie Hindafing. Wir haben mit Hauptdarsteller Maximilian Brückner gesprochen und ihm einige Details zur Serie entlockt.


Hindafing vereint jedes bayrische Klischee, das eine kleine Provinzstadt haben kann. Du bist in Bayern geboren und aufgewachsen, wie siehst du das? Ist Hindafing wirklich Satire oder doch Alltag?

MB: Es ist natürlich überspitzt. Aber manchmal ist die Realität schlimmer als jede Satire (lacht). Die ersten zwei Episoden sind noch ganz brav. Die fünfte Episode liefert den Höhepunkt der Satire, wo einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Serie fängt mit Klischees an und wird dann immer härter, was ich großartig finde.

Sechs Episoden sind angekündigt. Wird es anschließend eine zweite Staffel geben?

MB: Man muss erst einmal sehen, ob die Leute die Serie überhaupt annehmen. Hindafing ist ja mal was ganz anderes, als die bekannten Formate. Der Lokalkolorit wird bei uns nicht durch die schönen Berge, sondern durch die hässlichen Spannwerke und Industriegebiete bedingt. Der Handlungsort der Serie ist daher nicht zwangsläufig auf Bayern festgelegt, sondern könnte auch irgendwo anders spielen.

Was hat dich an der Rolle des korrupten Bürgermeisters Alfons gereizt?

MB: Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, den Bürgermeister zu spielen. Alfons nimmt Christal Meth, hat ein schweres Drogenproblem. Schulden hat er auch noch. Er versucht, alles für sich zu nutzen und fällt über die Fallstricke, die er anderen legt, selbst drüber. Und man fragt sich: Wie kommt er aus diesem Wahnsinn eigentlich wieder raus?

Wie viel Alfons steckt in dir, oder wie viel Maximilian in Alfons?

MB: Das ist aber eine gemeine Frage (lacht). Ich versuche eigentlich immer Rollen zu finden, die von mir selbst ein bisschen weiter weg sind. Mir macht es total Spaß, da einzutauchen und zu überlegen, wie ich die Figur anlegen kann. Was ist das für ein Typ? Wie reagiert er? Und wie will man dieser Figur trotz allem, was sie macht, noch folgen?

Hattest du die Möglichkeiten während des Drehs eigene Ideen umzusetzen?

MB: Der Dreh hat sehr viel Spaß gemacht und ich konnte mich überall mit einbringen. Das lag auch daran, dass wir ein sehr junges Team waren und wenig Geld hatten. Dennoch sieht das Resultat gut aus. Auch unsere Filmmusik hat einen ganz eigenen Stil. Es gibt viele Kleinigkeiten, die man so noch nicht gesehen hat.

Die Drogenszenen sind sehr extrem. Es gibt eine Szene, in der Alfons das ganze Gesicht voller Koks hat. Erzähl was darüber.

MB: Das haben wir mit Puderzucker dargestellt. Davor haben wir es mit Milchpulver und weißem Tabak versucht. Den Tabak musste ich aber schon einmal bei einem anderen Filmproduktion verwenden und hatte anschließend drei Tage Kopfweh. Da war das Milchpulver schon angenehmer als der Tabak. Im Film sieht das immer alles sehr lustig aus, wenn man die Szene aber fünf bis sechsmal dreht, hat man die Nase wirklich voll davon (lacht). Zum Glück vergisst man so etwas immer wieder sehr schnell und nur die schönen Erinnerungen bleiben im Kopf.

Kommen dir einige der Serien-Figuren aus Deinem Alltag bekannt vor?

MB: Solche Vergleiche kommen mir selten in den Sinn. Aber ich bin sehr begeistert von dem Cast der Serie. Das  Pfarrer-Pärchen ist irgendwie das einzig normale in dem ganzen Irrsinn. Und das, obwohl sie durch ihre Sexualität in einem solchen Dorf erst einmal Randfiguren sind. Und alle anderen, die den bürgerlichen Normalantlitz haben, entwickeln sich zu völlig irren Persönlichkeiten.

Alfons Mutter ist eine sehr wichtige Bezugsperson, die er stets in Schutz nimmt.

MB: Mir war sehr wichtig, dass deutlich wird, dass Alfons seine Frau und seine Muter über alles liebt. Für sie tut er alles und er steht 100%ig zu ihnen. Das ist ein Punkt, mit dem man sehr gut arbeiten kann und aus dem sich sehr gute weitere Thematiken entwickeln. Wir haben auch den Drogenkonsum nicht nur als berauschend dargestellt, sondern zeigen, was Crystal Meth mit einem macht. Alfons baut ja körperlich sehr ab.

Bei den ersten Episoden sind Politik, Religion und Familie die Grundthemen. Dann kommen Korruption, Drogenkonsum, Gammelfleischskandal, Flüchtlingsproblematik und vieles mehr hinzu.

MB: Zu Beginn werden erst einmal alle Charaktere aufgestellt. Anschließend werden alle aufeinander losgelassen und dann entsteht das Chaos.

Du wohnst selbst auf dem Land. Wie wichtig ist für Dich das Leben in einer kleinen Gemeinde?

MB: Es gibt Vor- und Nachteile, genauso wie in der Großstadt. Aber ich finde das Leben außerhalb entspannend. Man braucht seine Ruhe, wenn man viel unterwegs ist. Ich mag den Kontrast zwischen den Welten.

Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit.

von Sandy Kolbuch

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